Altaussee: Auf Spuren versteckter Kunstwerke

Für etwa zwei Jahre war Altaussee Wiege europäischer Kunst. Von 1943 bis 1945 waren etwa Michelangelos Madonna und der Genter Altar im dortigen Salzbergwerk versteckt. An den Originalschauplätzen erinnert man ab Freitag daran.

Kunstwerke von unschätzbarem Wert waren gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Altausseer Salzbergwerk versteckt worden. Eine neue Ausstellung direkt an der Originallagerstätte „Springerwerk“ wirft ab Samstag einen Blick auf die Geschichte des Lagers und auf Rettung der - teils von den Nazis geraubten - Kunstwerke durch Altausseer Bergleute. Der zukünftige Geschäftsführer der Salzwelten, Kurt Reiter, beschreibt, was sich alles im Bergwerk verbarg: „Musikstücke, Kompositionen von verschiedenen Künstlern wie von Anton Bruckner, Waffensammlungen, historische Waffen, Münzen, Teppiche und natürlich die Kunstwerke, die Bilder.“

Historisches Lager neu aufgebaut

Jahrzehnte nach Ende des Krieges war die historische Holzkonstruktion eines ehemaligen Lagerraumes im Bergwerk in Gefahr - pro Jahr hatte sich das Gestein durch den Bergdruck um rund einen Zentimeter verschoben. Im Jahr 2018 wurde schließlich beschlossen, diesen Ort vor dem Verfall zu bewahren und ihn für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Holzgerüste unter Tage in Altaussee

Salzwelten/Pernkopf

Das Salzbergwerk in Altaussee

Dazu wurde das Lager neu aufgebaut - zum Teil sogar mit dem alten Holz. Kuratorin Michaela Fuchs kon­zep­ti­o­nie­rte die Ausstellung in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und dem Kunsthistorischen Museum Wien. Diese teilt sich in drei Abschnitte: In Abschnitt eins wird der Frage nachgegangen, warum gerade des Salzbergwerk Altaussee 1943 als Kunstlager ausgewählt wurde. Im zweiten Abschnitt können die Besucher die Nachbildung eines Kunstlagers aus der Zeit um 1944 bestaunen.

Abschnitt Drei ist den Bergmänner gewidmet, die die Kunstwerke 1945 vor der Zerstörung retteten. Diese hätten nämlich im Auftrag von Oberdonaus (damalige Bezeichnung für Oberösterreich) Gauleiter August Eigruber gesprengt werden sollen. Das Ausseerland war 1938/39 nach dem Anschluss von den Nazis von der Steiermark abgetrennt und an den oberösterreichischen Bezirk Gmunden (damals ein Landkreis) angegliedert worden.

Repliken und Originale zu besichtigen

Insgesamt 400.000 Euro wurden in die Neuinszenierung der 270 Quadratmeter großen Originallagerstätte im Salzkammergut investiert. In der Ausstellung sind einige der von Nationalsozialisten geraubten Kulturschätze als Repliken zu sehen, wie etwa Michelangelos Madonna aus der Liebfrauenkirche in Brügge, Werke Vermeers, Brueghels sowie der Genter Altar.

Außerdem wurden bei Recherchen zwei originale Ölgemälde der Kunstgüterbergung gefunden, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden. Zwei Originale wurden außerdem den Salzwelten überantwortet: „Diese zwei Gemälde sind als Dankeschön 1945 an die Betriebsräte der Saline ausgehändigt worden, weil sie dementsprechend mitgeholfen haben diese Kunstwerke zu beschützen“, sagt Projektbetreuer Kurt Reiter.

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