Historiker diskutieren Entnazifizierung an Unis

Der Umgang mit dem Nationalsozialismus hat sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an den Universitäten schwierig gestaltet. Ein Symposion an der Uni Graz beleuchtet nun den Umgang mit den NS-Wissenschaftern.

Laut Gerald Lamprecht, dem Leiter des Centrum für jüdische Geschichte an der Universität Graz und Ko-Organisator der Tagung, war die Situation an den Universitäten nach dem Mai 1945 ambivalent: Zwar habe man sich bemüht, eine „Stunde null“ zu proklamieren - das habe sich aber aufgrund der verschiedensten Interessen einzelner Akteure und der Notwendigkeit, den Lehrbetrieb aufrecht zu erhalten, bald als illusorisch erwiesen.

Die Uni Graz zur Nazi-Zeit

APA/SAMMLUNG KUBINZKY

So seien etwa die Gremien an der Universität Graz zur Entnazifizierung aus der Universität selbst zusammengesetzt worden, wie Susanne Korbel vom Centrum für jüdische Studien konstatiert. Der Mangel an Lehrenden und beständige Netzwerke brachten nicht immer die notwendige personelle als auch inhaltliche Neuorientierung - das habe dazu geführt, dass nationalsozialistische Protagonisten nicht entlassen wurden oder sich nach einer Pause als Professoren an anderen Universitäten wiederfanden.

Das Centrum hat gemeinsam mit dem Grazer Zeithistoriker Heimo Halbrainer in einem dreijährigen Projekt untersucht, wie die Prozesse um eine ‚Neubegründung‘ der Universität Graz abliefen, wie sich die entsprechenden Gremien organisierten und wie die steirische Landespolitik, die Bundesstellen sowie die kurzzeitige sowjetische und britische Besatzungsmacht dabei interagierten. Im Zentrum der Forschung standen die natur- und geisteswissenschaftliche und die juridische Fakultät.

Brüche und Kontinuität gleichermaßen

Dabei sind die Wissenschaftler sowohl auf Brüche als auch Kontinuität gestoßen. Der „inkonsistente Prozess des demokratischen Neubeginns und der Entnazifizierung sollte letztlich die Hochschulen über Jahrzehnte hinweg bis in die Gegenwart prägen“, resümieren die Organisatoren der Tagung. Das Grazer Symposion präsentiert die steirischen Ergebnisse und ermöglicht zugleich einen Vergleich mit anderen österreichischen Universitäten.

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