Als Jochen Rindt in Stainz Zweiter wurde

Mit Jochen Rindt wäre am 18. April eine der größten Sportlegenden Österreichs 70 Jahre alt geworden. Nur wenige Tage vor seinem tragischen Tod war er beim legendären Bergrennen in Stainz am Start - und wurde Zweiter.

Am 23. August 1970 blickte die halbe Welt in die Weststeiermark, und fast so viele waren damals auf den Beinen, um Jochen Rindt zwischen Rechtskurven und Weinstöcken zu erleben, erinnert sich Horst Neger vom Organisationsteam des damaligen Rennens: „Es war wahnsinnig, die Leute waren begeistert, die Stimmung absolut hoch, weil eben ihr Idol, der Jochen Rindt, der Popstar der Formel 1, in Stainz war.“

Jochen Rindt

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Der erste Popstar der Formel 1

Rindt war der einzige Fahrer des Motorsports, der posthum zum Formel-1-Weltmeister erklärt wurde - und der davor als erster Popstar der Formel 1 galt - mehr dazu in Eine Legende wäre 70.

„Ein Wald- und Wiesenrennen“

Was heute unvorstellbar ist, war 1970 noch möglich: Während der laufenden Weltmeisterschaft machte Jochen Rindt einen Abstecher zum Bergrennen nach Stainz. Eine Autowerkstatt war das Fahrerlager, die Weinstraße die Rennstrecke, so Neger: „Das war wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ein Wald- und Wiesenrennen, weil es ist durch Wiesen, durch Wälder gefahren worden.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 18.4.2012

„Das gibt’s heute nicht mehr“

„Es war damals wesentlich lockerer, auch die Formel 1. Das hat man schon gemerkt, wie er aus dem Cockpit ausgestiegen ist - mit einem Fuß war er noch drin, und da hat sich schon eine Zigarette angeraucht. Das war einfach locker, easy, das gibt’s heute nicht mehr“, sagt Bernd Messner, der Rindt im Stainzerhof zu Gast hatte: "Er war nie abgeneigt, Autogramme zu geben, auch während des Essens sind die Leute hingegangen, und er war immer geduldig, das war vom Eintreffen bis zum Wegfahren so.“

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25.000 Menschen säumten während des Rennens die Straßen, um Jochen Rindt anzufeuern und ihrem Idol sehr nahe zu sein. Kaum stieg er aus seinem Boliden aus, wurde er fast von den Massen erdrückt: „In dem Augenblick hab’ ich auch den Jochen Rindt hilferufend vernommen: ‚Ist denn keiner vom Club da, der mir da ein wenig Luft macht‘. Ich bin dann natürlich hin und hab’ die Leute auseinander gejagt“, so Neger.

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„Keiner wird ihn vergessen“

Für kolportierte 70.000 Schilling (rund 5.000 Euro) kam Jochen Rindt 13 Tage vor seinem tödlichen Unfall in Monza nach Stainz, um beim legendären Bergrennen Zweiter zu werden: „Er hat das aber sicher nicht wegen des Geldes gemacht, sondern aus Liebe zu seiner Heimat, die ihm sehr viel gegeben hat und wo er sich irrsinnig wohlgefühlt hat“, so Messner, dem es leid tut, dass es in Stainz keine Spuren mehr gibt von einem ganz Großen, der das Weinland ins Weltgeschehen der Formel 1 brachte: „Leider gibt es keine Spuren mehr, aber keiner, der damals dabei war, wird ihn vergessen. In den Gedanken unserer Generation wird er ewig bestehen bleiben."

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