Warum die Gabel einen üblen Ruf hatte

„Aufgegabelt“ heißt es derzeit im Museum im Palais in Graz: Gezeigt werden Esswerkzeuge aus fünf Jahrhunderten. Die Ausstellung geht aber auch der Frage nach, warum die Gabel lange Zeit einen üblen Ruf hatte.

Essbesteck für 2 Personen, Kupferlegierung feuervergoldet, Mitte 18. Jahrhundert. Aus dem Besitz: Julie Gräfin Ceschi-Herberstein

Universalmuseum Joanneum

Ausstellungshinweis

„Aufgegabelt“ heißt es noch bis Anfang Dezember bei freiem Eintritt im Museum im Palais in der Sackstraße 16.

Das Besteck im heutigen Sinne war erst Ende des 19. Jahrhunderts wirklich in Gebrauch - lange Zeit gab es nur den Löffel zum Essen, das Messer diente ausschließlich zum Schneiden, eine Gabel gab es lange Zeit überhaupt nicht.

Ein Werkzeug des Teufels

Vor allem die Gabel war lange Zeit übel beleumundet, weiß die Kuratorin der Ausstellung, Eva Marko: „Die Kirche hat sich dagegen ausgesprochen. Die hat gesagt, der liebe Gott hat uns fünf Finger gegeben, und daher können wir diese Finger auch verwenden und brauchen keine Gabel.“

Einer Frau gelang es aber dann doch, diesen Bann zu durchbrechen: „Die Geschichte erzählt, dass eine byzantinische Prinzessin im 11. Jahrhundert nach Venedig geheiratet hat, und hier wurde sie von Bediensteten mit einer Gabel gefüttert, meist mit süßen, klebrigen Köstlichkeiten. Da hat sie aus ihrer Heimat dieses Gerät mitgenommen.“

Sendungshinweis

„Der Tag in der Steiermark“, 11.9.2012

Unmännlich per Dekret

Bis sich die einst verteufelte Gabel endgültig durchsetzen konnte, brauchte es dann aber noch einiges an Überzeugungsarbeit, so Marko: „Die Gabel war nicht nur des Teufels, sondern sie war auch - dadurch, dass vor allem Damen Konfekt damit gegessen haben - ein sehr feminines Essinstrument. Das hat dazu geführt, dass Ende es 19. Jahrhunderts die britische Marine per Dekret verboten hat, dass ihre Matrosen die Gabel verwenden, weil sie unmännlich ist.“

Reisebesteck, Silber und Gold tauschiert, Schmiedeeisen, Karlsbad, um 1700

Universalmuseum Joanneum

Vom Statussymbol zum Gebrauchsgegenstand

Heutzutage ist Besteck relativ wenig wert - Möbeldiskonter bieten schon um ein paar Euro vielteilige Sets an. Früher war das ganz anders: „Das Besteck war viel mehr als ein Gebrauchsgegenstand. Es war ursprünglich ein Statussymbol, nur ganz wohlhabende Menschen hatten ein Besteck, meist aus Perlmutt, aus besonders edlem Holz oder aus Porzellan.“ Interessant ist auch die Tatsache, dass nur 17 Prozent der Menschheit mit Besteck essen - Tendenz fallend, denn Fingerfood wird immer beliebter.

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