Weibliche Kunst und ihre Klischees

Gibt es so etwas wie typisch weibliche Kunst? Die Pädagogische Hochschule in Graz nahm sich der Frage an - mit einer Ausstellung, die alles andere als typische Werke von vier Künstlerinnen zeigt.

Wenn man den Gang vor der Aula in der Pädagogischen Hochschule entlanggeht, steht man vor alten Fotografien, die mit einem Goldfaden bearbeitet wurden, vor abstrakten kleinformatigen Malereien oder vor Zusammensetzungen aus verschiedensten Verbotszeichen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 18.04.2016

Diese Vielfalt zeigt recht schnell - so etwas wie typisch weibliche Kunst gibt es nicht: „Die Männer haben jahrhundertelang die Kunst dominiert - und wir wollen jetzt zeigen, dass die Zugänge von Männern und Frauen nicht so unterschiedlich sind“, so Kuratorin Edith Risse, die vier Künstlerinnen einlud, mit ihrem Werk eine Antwort auf die Frage „Gibt es dieses typisch Weibliche noch?“ zu finden.

Eine Auseinandersetzuung am richtigen Ort

„Wir beziehen das Thema aber auch in den Unterricht mit ein. Wir haben uns schon sehr intensiv mit den Studierenden auseinandergesetzt und sind jetzt sehr froh über die Kunstwerke und werden uns weiter mit diesen, aber auch mit der eigenen vertieften Auseinandersetzung zu dem Thema beschäftigen “, beschreibt die Leiterin des Projektes, Angelika Holzer.

Und es sei genau der richtige Ort für dieses Thema, wie Rektorin Elgrid Messner erklärt: „Ich glaube, dass eine Hochschule auch eine Kulturvermittlungsinstitution ist. Und wir wollen Kunst vermitteln, und dass sich die Studierenden auch damit auseinandersetzen. Das Thema ist ein sehr relevantes. Bei Pädagogik geht man ja oft davon aus, dass das ein Frauenberuf ist. Das stimmt nicht ganz bei uns. Es sind tatsächlich viele Frauen bei uns tätig. Aber wir haben auch Männer.“

Eine Nähmaschine als Zeichenstift

Bei der Ausstellung fällt auf, dass bei allen Künstlerinnen Themen oder Gegenstände eine Rolle spielen, auf die manchmal wohl eher die Bezeichnung „typisch Männlich“ zutreffen würde - handelt es sich doch meist um technische Aspekte, wie bei Elisabeth Gschiel: „Ich habe für mich die Nähmaschine als Zeichenstift entdeckt und verwende sie eigentlich überhaupt nicht im traditionellen Sinn. Das heißt, ich arbeite nicht mit Stoff, sondern mit Plastik, mit Papier - und ich übernähe Fotografien.“

Elisabeth Gschiel

Pädagogische Hochschule Graz / E. Gschiel

Elisabeth Gschiel hat die Nähmaschine als ihren Zeichenstift entdeckt

Irgendwo zwischen Rationalem und Irrationalem

Einen anderen Zugang zu Kunst bzw. auch eine andere Methode, sie zu schaffen, vertritt Sarah Bildstein: „Meine abstrakten Arbeiten beziehen sich auf assoziative Eindrücke, die auch der Betrachter haben kann. Das Ganze spielt sich dann irgendwo zwischen Logischem, Irrationalen und Rationalen ab. Dadurch verschieben sich die Tendenzen des Männlichen und Weiblichen.“

Einen neuen Kontext finden

Anstatt nur Grenzen verschwimmen zu lassen, nimmt Renate Krammer ihre Bezugspunkte gleich ganz aus dem Kontext: „Ich habe mir die Icons der Computeroberfläche zum Thema gemacht, die wir täglich in unendlicher Vielfalt benutzen, aber nicht wirklich wahrnehmen. Ich verusche, sie neu zusammenzustellen.“

Bewusste Stilbrüche

Die vierte Künstlerin im Bunde, Malerin Marlene Stoisser, spielt dagegen mit Gegensätzen in der Bildsymbolik, die den irritierenden Eindruck ihrer Kompositionen verstärken. Dabei geht es ihr weniger um die Darstellung per se als vielmehr um den experimentellen Umgang mit neuen Materialien. Bis zur Finissage am 1. Juni sind ihre Werke noch neben denen ihrer Kolleginnen zu sehen. Dann sind die Studierenden an der Reihe, ihre eigenen Kunstwerke, die als Reaktion auf die Ausstellung entstehen werden, zu präsentieren.

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