Eine Primzahl unter den Menschen
Heyne Verlag
Buchtipp:
„Ich fühle was, was du nicht fühlst“ von Amelie Fried ist im heyne-Verlag (ISBN 978-3-453-26590-5) erschienen und kostet 17.50 Euro
„Ihre Romane sind geistreich und amüsant“, so lautet ein Kritikerurteil über Amelie Fried. Die Deutsche wurde als TV-Moderatorin bekannt, schrieb Kinderbücher und schon mehrere Romane, die teilweise auch verfilmt wurden. Ihr neuer Roman „Ich fühle was, was du nicht fühlst“ führt in eine Kleinstadt in den 70er-Jahren; im Mittelpunkt steht eine außergewöhnliche 13-Jährige.
Überall Außergewöhnliches
Schon ihr Name ist ungewöhnlich: Die 13-Jährige heißt India, ihr Bruder Che - wie Che Guevera. Damit ist man in einer süddeutschen Kleinstadt in den 70ern sehr schnell Außenseiter, und erst recht, wenn man dann noch in einem etwas heruntergekommenen Haus wohnt, der Vater Aktionskünstler ist und die Mutter Kurse in Transzendentaler Meditation gibt.
India ist aber auch so ein besonderer Mensch: „Mein eigenes Element waren die Zahlen“ heißt es an einer Stelle im Buch. Ihre mathematische Begabung macht sie selbst in der Schule sehr unbeliebt, doch die Zahlen geben ihr Sicherheit, sagt sie, denn irgendwann gerät ihre Welt ziemlich aus den Fugen.
419 Tage Familienfassade
India merkt bald, dass in ihrer Familie etwas nicht stimmt. Doch bis das Mädchen Gewissheit hat, sollten 419 Tage vergehen. In diesen 419 Tagen bekommt der Leser einen Einblick hinter die Fassade von Indias Hippie-Familie und hinter die der scheinbar ganz normalen. Es sind die Nachbarn, die Familie ihrer besten und einzigen Freundin Bettina. Die Mutter richtet Frühstück für ihre Kinder und kümmert sich um die Wäsche, der Vater ist ein angesehener Musiklehrer - er entdeckt Indias musikalische Begabung und fördert sie, indem er ihr gratis Klavierunterricht gibt.
Sendungehinweis:
„Guten Morgen, Steiermark“, 25.9.2016
Zwischen zwei Welten
So bewegt sich India zwischen diesen beiden Welten - der gutbürgerlichen, umsorgenden und der ihrer Hippie-Familie, in der die Eltern Freizügigkeit meist mit Gleichgültigkeit verwechseln. Dabei wünscht sie sich nichts mehr als einen normalen Namen und vor allem normale Eltern.
Dazu kommen noch die üblichen pubertären Verwirrungen, die erste Liebe, die Versuche der Jugendlichen, sich in der Welt der Erwachsenen zurecht zu finden. Alles immer unter der grundlegenden Erkenntnis Indias: „Unter den Menschen war ich wohl so etwas wie eine Primzahl“ - bis die Fassaden beider Familien unter lautem Getöse zusammenbrechen und sich für India ein völlig neuer Weg auftut.