Akademie Graz zeigt Blick in das Leben der Roma

Ausgrenzung und Diskriminierung bestimmen nach wie vor den Alltag der Roma. Über das Projekt „Have a look into my life“ der Akademie Graz sollen sich Besucher über eine Ausstellung und Podiumsdiskussion selbst ein Bild machen.

Seit 2008 setzt die Akademie Graz mit allen Mitteln der Kunst auf ein offenes Miteinander - mit der sogenannten Romale, die gängige Vorurteile aufzeigte, und mit dem internationalen Kultur-Projekt „Have a look into my life - Mach dir selbst ein Bild“.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 7.11.2017

Das, was wirklich zählt

Im Zentrum der Ausstellung steht die Frage: „Was ist wichtig im Leben?“. Die Antwort gaben Personen innerhalb der europäischen Kulturnetzwerke der Akademie - in drei Worten, die für sie die wichtigsten Dinge auf den Punkt bringen. Genannt wurde etwa „Familie, Gesundheit, ein Platz zum Leben, eine sinnvolle Arbeit, Wasser, das man trinken kann, ein Brot zum Essen“, zählt Akademie-Graz-Leiterin Astrid Kury auf.

Have a look into my life

Akademie Graz

Wenn also Fragen wie „Was wollen die Roma denn von uns?“ gestellt werden, könne man sie einfach beantworten: „Das, was wir alle wollen, was man gemeinhin in der Gerechtigkeitsphilosophie ein gutes Leben nennt“, schlussfolgert Kury.

Freier Download

Die Ausstellung hat diese Idee auf elf Postern zusammengefasst, die auch als freier Download zur Verfügung stehen, so die Leiterin der Akademie Graz: „Wer immer sich dafür interessiert - Schule, Bildungseinrichtung, Kultureinrichtung - hat einerseits diesen Zugang, es gibt ein Manual dazu; und wir selbst werden diese Arbeiten in den österreichischen Kulturforen vorstellen.“

Stolze Kunst und traurige Politik

Die Initialgeschichte der Arbeit liegt Jahre zurück - was sich seitdem geändert hat? „Wir waren mit dabei in einer Strömung - es hat sich wirklich ein bedeutender Aktivismus in der bildenden Kunst herausgebildet. Es sind einige der jüngeren Generation nachgestoßen, die sich großartig behaupten können im Raum der zeitgenössischen Kunst.“

Die Roma-Dekade

2005 proklamierte die Europäische Union eine sogenannte Roma-Dekade, um die Integration der auf zwölf Millionen Menschen geschätzten größten Minderheit in der EU voranzutreiben - noch immer setzt sich auch die Akademie Graz für diesen Zweck ein.

Trauriger falle dagegen die politische Entwicklung im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 aus, jenem Jahr, in dem auch die Roma-Dekade endete: „Die Sache der größten Minderheit in Europa, die überwiegend schlechten Lebensbedingungen, die sich in einer erschreckend niedrigen Lebenserwartung niederschlagen und auf Diskriminierung zurückzuführen sind - das hat sich nicht geändert. Noch dazu ist die Perspektive schlechter geworden, aus dem Fokus gerückt.“

Klischees aus den Köpfen

Auch die ambitionierte Roma-Dekade sei gescheitert, so Kury: In Deutschland seien etwa im Zuge der Flüchtlingskrise auch Roma mit temporärem Status abgeschoben worden - „die hier Kinder haben, eine Ausbildung, einen Beruf - und dann wieder in die Perspektivenlosigkeit zurückgeschoben wurden“.

Man müsse jedoch vorsichtig sein mit Klischees: „Eine Künstlerin, die mitgemacht hat, hat gesagt: ‚So wie in Afrika das stärkste Bild das hungernde Kind ist, ist für die Roma das Kind im Slum, das im Dreck sitzt, das stärkste Bild. Und es wäre sehr gefährlich, weil im schlimmsten Fall ist das das einzige Bild, das übrigbleibt.‘“

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