Schauspielhaus: Aus dem Cockpit ins Büro

Technische Entwicklungen machen auch vor Kriegsschauplätzen nicht Halt. Im Grazer Schauspielhaus zeigt „Am Boden“ das Leben einer Kampfjet-Pilotin, die plötzlich vom Schreibtisch aus eine Drohne steuern soll.

„Sie wollen mich bei der Chair-Force? Bei den Sessel-Furzern? Sie geben nicht eine Million Dollar für meine Ausbildung aus, damit ich ein ferngesteuertes Flugzeug fliege?“ Fassungslos muss die Protagonistin zur Kenntnis nehmen, dass sie von der Kampfpilotin zur Drohnenpilotin umgeschult wird - statt direktem Einsatz im Krisengebiet gibt es also nur noch ein Büro in der Militärbasis.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 23.11.2017

„Jedes Wort genau überlegt“

Ganz in schwarz gekleidet steht Evamaria Salcher als namenlose Kampfpilotin vor einer weißen Wand - durch die dezent eingesetzte Bewegung, wenig Licht und Musik wird die Sprache umso mehr in den Vordergrund gerückt. „Wenn man so konkret zu einem Publikum spricht, dann überlegt sich die Person, die da steht, jedes Wort ganz genau - was es bedeuten kann, was es bedeuten soll und wie es beim Publikum ankommen soll. Ich glaube, dass diese Konzentrationsleistung extrem anstrengend ist“, meint Regisseur Franz-Xaver Mayer.

Evamaria Salcher Am Boden Schauspielhaus

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Der Wunsch, im Krieg zu sein

Schonungslos schwappt dem Publikum der 70-minütige Monolog der ehemaligen Kampfpilotin entgegen. Von der einsamen Jägerin am Himmel wird sie zur Ehefrau und Mutter: „Wenn ich in einem echten Krieg wäre, würde ich mit meinen Jungs ein Bier trinken und Billard spielen. Können wir so tun, als würde ich nicht jeden Abend nach Hause kommen? Können wir so tun, als wäre ich in einem echten Scheiß-Krieg?“

Regisseur Mayer sieht im Stück „Am Boden“ von George Brant keine Verherrlichung des Kampfpiloten-Daseins: „Niemand hat gesagt, dass die Pilotin, die im Cockpit eines Kampfjets sitzt, eine gute Aufgabe vollführt. Diese Figur spricht von einer bestimmten Art des Rausches, des Adrenalins, das sie spürt. Und nach dem Dienst geht sie nach Hause, trifft sich mit Kollegen, trinkt, lebt alleine und lebt ein stimulierendes Leben zu ihrem Job. Dieser Rausch, dieses Adrenalin, dieses Zusammensitzen, fallen später in ihrem Leben als Drohnen-Pilotin weg.“

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