20. Opernredoute: Kleider machen Leute

Großes Abendkleid für die Dame und Frack oder Smoking für den Herrn - das ist der Dresscode für die Opernredoute. Bettina Dreißger kleidet zum 20. Mal jene Tanzbegeisterten ein, die so eine Garderobe nicht standardmäßig zuhause haben.

Über 190.000 verschiedene Kostümteile – Schuhe, Masken, Kleider, Anzüge – aus mehr als 100 Jahren Theatergeschichte verwaltet Bettina Dreißger im Kostümfundus der Bühnen Graz: Don Quixote und König Lear, Madame Butterfly und Gräfin Mariza haben gemeinsam mit vielen anderen Figuren aus Oper und Theater hier ihre Kleidungsstücke abgelegt.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 24.1.2018

Wer allerdings auf die Opernredoute geht, braucht weder eine mittelalterliche Ritterrüstung noch einen japanischen Kimono. „Mittlerweile haben wir uns einen kleinen ‚Ballfundus‘ angelegt“, erzählt Bettina Dreißger - diese Kleidung kommt nicht auf die Bühne, sondern ist für Bälle reserviert: „So sind wir schneller, und die Qualität ist top.“

„Kannte Kostüme besser als meinen Kleiderkasten“

Bettina Dreißger absolvierte an der HTL Ortweinplatz den Zweig „Dekorative Gestaltung“. Die Liebe zum Theater begann mit einem Praktikum im Malersaal der Bühnen Graz - dort werden die großen Bühnenbilder für Opern- und Theaterproduktionen bemalt und dekoriert.

Bettina Dreißger, Kostümfundus, art+event

ATELIER 9/Karim Zaatar

Während des Studiums für Kostüm- und Bühnenbild arbeitete Dreißger als Kostümassistentin in der Grazer Oper und im Schauspielhaus. Kostümbildner und ihre Assistenten kümmern sich um die Bekleidung der Schauspieler, allerdings nicht um die Fertigung - das übernehmen wiederum Maßschneider, Hutmacher, Kostümfärber, Maskenbildner und Waffenmeister.

Bettina Dreißger, Kostümfundus, art+event

ATELIER 9/Karim Zaatar

Durch die Arbeit als Assistentin wurde der Kostümfundus ihr zweites Wohnzimmer. „Ich kannte die Kostüme schon bald besser als meinen eigenen Kleiderkasten“, so Dreißger. Im Jahr 1995 wechselte sie in den Kostümfundus - „für ein paar Jahre, dachte ich mir.“ Daraus wurden nun bereits über 20 Jahre Liebe und Leidenschaft zu den Kostümen.

Kostüme für Ballett und Besucher

Seit 1999 kleidet Bettina Dreißger auch Gäste der Opernredoute ein: „Meist sehr nette Menschen aus allen Gesellschaftsschichten.“. In den Wochen vor dem Ball finden die Anproben oft im Halb-Stunden-Takt statt, und es kommen viel mehr Einzelkunden als sonst. Da sei es oft schwierig, für alle Kunden noch einen Termin zu finden, so Dreißger. Trotzdem kein Problem für das routinierte Fundus-Team, die Herren bekommen ihre Anzüge, die Damen ihre Kleider.

Bettina Dreißger, Kostümfundus, art+event

ATELIER 9/Karim Zaatar

Der Kontakt zu vielen Menschen und die Möglichkeit, kreativ zu sein, seien das Schönste an ihrem Beruf, denn aus dem Fundus kommen auch die Kostüme für Balletttänzer und Sänger, die bei Eröffnung und Mitternachtsshow auftreten.

Opernredoute 2017

ORF

Smoking für Graz, Frack für Wien

Für die Opernredoute wird der Smoking am häufigste ausgeliehen. Frack wird zumeist in Wien getragen - auf der Grazer Opernredoute herrscht im Gegensatz zum Wiener Opernball kein Frackzwang.

Opernredoute 2017

ORF

„Stolze Herren, glückliche Damen“

„Es macht Freude zu sehen, wenn Herren sich stolz in ihrem Frack oder Smoking im Spiegel betrachten und Damen sich hübsch und glücklich fühlen, und mir bei der Rückgabe dann von dem Ballereignis erzählen und mir die Fotos zeigen“, sagt Bettina Dreißger.

Die Arbeit für die Opernredoute beginnt Mitte November, wenn die Kostüme für die Sänger ausgeliehen werden und das Ballett eingekleidet werden muss. Die Opernredoute geht für Bettina Dreißger aber quasi bis Ende Februar – wenn alle Kleider und Anzüge wieder auf den richtigen Kleiderbügeln bei ihr im Fundus hängen.

20. Opernredoute „glitzert, funkelt, prickelt“

„Es wird glitzern, funkeln, prickeln“, kündigte die Grazer Opern-Intendantin Nora Schmid bei der Programmpräsentation der 20. Opernredoute an. Beim Jubiläumsball ist einiges neu - etwa ein nicht ganz menschliches Conférencier-„Duo“. Auch hat sich viel Prominenz angekündigt - mehr dazu in Viel Prominenz bei 20. Grazer Opernredoute und in 20. Opernredoute „glitzert, funkelt, prickelt“.

Nicht nur die Ballbesucherinnen schlüpfen für die Opernredoute in ihre schönsten Roben - auch die Oper selbst bekommt jedes Jahr ein neues „Ballkleid“ - mehr dazu in Ein neues „Ballkleid“ für die Grazer Oper. Und Gerald Trummer und Hannes Peindl sorgen mit ihrem Team in weniger als 70 Stunden dafür, dass die Ballgäste am Abend durch das ganze Opernhaus flanieren können - mehr dazu in 20. Opernredoute: Auf ein Bier mit Dagmar Koller.

Für den Blumenschmuck der Opernredoute wiederum ist seit Anbeginn Rudolf Hajek verantwortlich. Der Florist erklärt, warum die Arbeit herausfordernd ist und er sich freut, wenn die Blumen „abmontiert“ werde - mehr dazu in „Carpe Diem“ für eine rauschende Ballnacht.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass die Opernredoute aus dem gesellschaftlichen Leben unserer wundervollen Stadt und unseres wunderschönen Landes nicht wegzudenken ist“, sagt Organisator Bernd Pürcher über den Stellenwert des Balles. Das Event sei Treffpunkt für Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Medien, Kultur und Sport - mehr dazu in „Opernredoute muss Opernredoute bleiben“.

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