„Carpe Diem“ für eine rauschende Ballnacht

Für eine Nacht im Jahr erblüht die Grazer Oper, wenn Rudolf Hajek das Haus zur Opernredoute mit 7.000 Rosen schmückt. Der Florist erklärt, warum die Arbeit herausfordernd ist und er sich freut, wenn die Blumen „abmontiert“ werden.

„Amaretto“ und „Carpe Diem“ heißen die Rosensorten, die heuer Feststiege, Foyers, Balkon und Galerie in warmen Gelb- und Orangetönen zieren. Da die Opernredoute heuer ihr 20-jähriges Jubiläum feiert und dementsprechend glamourös werden soll, verarbeiten die Floristen Maschen aus Paillettenstoffen in die Blumenarrangements - im Licht der großen Scheinwerfer sollen die Maschen und Glitterzweige dann besonders schön glitzern.

Opernredoute, Rudolf Hajek, Burgflorist, Blumendeko

ORF

Rudolf Hajek ist nicht nur Bundesinnungsmeister der Floristen und betreibt in der Grazer Innenstadt sein Geschäft - übrigens in vierter Generation -, er und sein Team betreuen auch seit Beginn an, also seit 20 Jahren, die Opernredoute.

Rosen für die Tische, Exotisches für die Bar

14 Floristen sorgen dafür, dass die Tische im Parterre und am Balkon auf Wunsch von Opernredoute-Organisator Bernd Pürcher mit über 1.000 roten Rosen dekoriert sind; die Bühnendekoration besteht traditionell aus roten Rosenkugeln.

Ballsaal Opernredoute

Marija Kanizaj / Opernredoute

Die Rosenkugeln rahmen das Orchester ein

Aber nicht das ganze Opernhaus ist einheitlich dekoriert: Im „Sunset-Club“ sorgen Helikonien, Anthurien und Strelitzien für lateinamerikanisches Flair, in der „Art Lounge“ neben der Bühne entführen riesige blumengefüllte Vogelattrappen in den Dschungel, auf der Glasbrücke - dem kulinarischen „Highway“ - wird ein Stand ausschließlich in weiß geschmückt, während eine farbenfrohe Blumendekoration im „1001 Oase Restaurant“ orientalisches Feeling versprüht.

„Faire“ Blumen für ein Green Event

Damit am Abend der Opernredoute aber auch wirklich alle Blumen in voller Pracht erblühen, bedarf es einer langen Vorbereitung. Wie die Arrangements aussehen, planen die Floristen selbst; aber schon Monate vor dem Ball werden Farbkonzepte und Motto mit der Designerin Mignon Ritter abgestimmt. Die Blumen müssen früh genug bestellt werden, vor allem, wenn die Sorten so selten sind wie in diesem Jahr.

Opernredoute, Rudolf Hajek, Burgflorist, Blumendeko

ORF

„Burgflorist“-Chef und Bundesinnungsmeister Rudolf Hajek

Rudolf Hajek lässt die Blumen aus Südamerika liefern - dort kenne man die Produktionsfirmen, die sich durch fairen Anbau und faire Löhne auszeichnen. „Wir machen das schon über viele Jahre so“, sagt Hajek. Heuer aber ist dieser Aspekt besonders wichtig: Die Opernredoute ist der erste Ball Österreichs, der sich mit dem Zertifikat „Green Event“ schmücken darf, und dafür muss sich Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Veranstaltung widerspiegeln.

Wetter als Unsicherheitsfaktor

Schon in den Tagen vor der Redoute wird mit einem Probegesteck das „Blühverhalten“ der Rosen getestet - so können die Floristen abschätzen, wie die Blumen am Ball aufblühen werden. Damit nicht der Worst Case eintritt und verwelkte Blumen in den Arrangements hängen, werden die Stängel in feuchter Steckmasse befestigt. „Wir gehen durch und schauen bis zum Schluss, ob irgendwo ein Fehler ist“, sagt Hajek. Dann werden die Blüten auch in der letzten Sekunde ausgewechselt.

Opernredoute, Rudolf Hajek, Burgflorist, Blumendeko

ORF

Das Probe-Arrangement für die Jubiläums-Opernredoute

Wenn die 7.000 Rosen am Mittwoch vor dem Ball in Graz ankommen, werden sie zuerst eingewässert, damit sie am Donnerstag zur Oper transportiert und frisch gesteckt werden können. Trotz der Routine gibt es jedes Jahr die gleiche Zitterei mit dem Wetter: Es darf nicht zu kalt sein, sonst müssen die Blumen doppelt eingepackt werden, und das verursacht erhebliche Mehrarbeit.

Theater in der Oper

Sind Rosen und Co. gut angekommen, haben die Floristen zweieinhalb Tage Zeit, um jede einzelne Blume an ihren Platz zu bringen - da zählt die Erfahrung. „Wir kennen das Haus in- und auswendig und wissen, wie vorsichtig man dort mit Nässe umgehen muss. Da gibt es viel Samt, und der darf nicht nass werden“, erklärt Hajek - das sei jedes Jahr ein ziemliches Theater. Außerdem darf das 119 Jahre alte Opernhaus auf keinen Fall beschädigt werden, und feuerpolizeiliche Richtlinien müssen eingehalten werden.

Opernredoute, Rudolf Hajek, Burgflorist, Blumendeko

ORF

Die bunten Maschen werden in die Sträuße der Debütantinnen eingearbeitet

„Das Interessante und Wichtige an der Opernredoute ist, dass alle Hand in Hand arbeiten", sagt Rudolf Hajek. In den wenigen Aufbaustunden arbeiten viele Menschen im Haus, jeder in seinem Aufgabenbereich. Man darf niemanden stören oder im Weg stehen.“ So muss zum Beispiel die Tischdekoration bereits fertig sein, wenn die Gastronomen am Freitag die Tische eindecken, damit kein Schmutz oder keine Nässe auf die frischen Tischtücher kommt. „Aber wir wissen genau, wo wir anfangen dürfen mit unserer Dekoration, und insgesamt läuft das sehr harmonisch ab“, so Hajek.

Blumen als Erinnerung an die Opernredoute

Eine besonders schöne Dekoration gibt es für Hajek nicht: „Wir bemühen uns jedes Jahr. Die Leute sollen fortgehen und sagen: ‚So schön war es noch nie!‘ Das ist gut, denn dann haben sie das vorige Jahr schon vergessen und denken nur an dieses Fest“, sagt Hajek.

Wenn der Ball für die letzten Gäste endet, beginnt für das Team von „Blumen Hajek“ der Abbau - dann ist meist nicht mehr viel von den 7.000 Rosen übrig: Die Besucher sollen nämlich die Blumen mit nach Hause nehmen. Es gibt Bälle, da werden die ersten Blumen schon um Mitternacht aus den Gestecken genommen - auf der Opernredoute sei das Publikum sehr diszipliniert und fange erst in frühen Morgenstunden mit dem „Abräumen“ an.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 27.1.2018

„Wenn die Besucher die Blumen mitnehmen, haben sie eine Freude. Wenn alles stehen bleibt, denke ich mir: ‚Schau, die Blumen waren ihnen egal.‘ Die Menschen sollen heimfahren und eine Freude damit haben“, sagt Rudolf Hajek.

20. Opernredoute „glitzert, funkelt, prickelt“

„Es wird glitzern, funkeln, prickeln“, kündigte die Grazer Opern-Intendantin Nora Schmid bei der Programmpräsentation der 20. Opernredoute an. Beim Jubiläumsball ist einiges neu - etwa ein nicht ganz menschliches Conférencier-„Duo“. Auch hat sich viel Prominenz angekündigt - mehr dazu in Viel Prominenz bei 20. Grazer Opernredoute und in 20. Opernredoute „glitzert, funkelt, prickelt“.

Nicht nur die Ballbesucherinnen schlüpfen für die Opernredoute in ihre schönsten Roben - mehr dazu in Kleider machen Leute -, auch die Oper selbst bekommt jedes Jahr ein neues „Ballkleid“ - mehr dazu in Ein neues „Ballkleid“ für die Oper. Und Gerald Trummer und Hannes Peindl sorgen mit ihrem Team in weniger als 70 Stunden dafür, dass die Ballgäste am Abend durch das ganze Opernhaus flanieren können - mehr dazu in 20. Opernredoute: Auf ein Bier mit Dagmar Koller.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass die Opernredoute aus dem gesellschaftlichen Leben unserer wundervollen Stadt und unseres wunderschönen Landes nicht wegzudenken ist“, sagt Organisator Bernd Pürcher über den Stellenwert des Balles. Das Event sei Treffpunkt für Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Medien, Kultur und Sport - mehr dazu in „Opernredoute muss Opernredoute bleiben“.

Links: