Glattauer und das Ende der Kreidezeit

Von der analogen in die digitale Welt geht es mit Niki Glattauer in seinem neuen Buch „Ende der Kreidezeit“. Der Bestseller-Autor schreibt vom ganz normalen Wahnsinn der digitalisierten Welt und führt durch den Alltag einer Lehrerin.

„Ein bisschen Schule und der irre Rest des Lebens“ - das verspricht Niki Glattauer den Lesern seines neuen Buches. Reingard Söllner ist Mathematik-Lehrerin, Alleinerzieherin zweier Kinder und Ende 40.

Verzweiflung im Alltag

In 15 Kapiteln schildert Niki Glattauer ihren turbulenten Alltag - mit viel Autobiographischem, schließlich ist Glattauer selbst Lehrer: „Es ist auch meine Verzweiflung. Da ist diese allerziehende Mutter mit zwei Kindern, und wie es einem Menschen da geht, das zeigt dieses Buch, es geht einem nämlich schrecklich.“

"Ende der Kreidezeit"

Brandstätter Verlag

Sich schieben und treiben lassen

Das beginnt schon in der Früh auf dem Weg zur Arbeit: Reingard Söllner lebt am südöstlichen Rand der großen Stadt. Die Schule, in der sie unterrichtet, liegt aber am nordwestlichen Rand der Stadt. "Es ist alles anders als früher. Das Handy und die Computerisierung haben alles verändert, unter anderem die Bewegung, der Fußgängerfließverkehr funktioniert nicht mehr, die Leute schauen nicht mehr und versuchen nicht mehr weiterzukommen, sie lassen sich schieben und treiben. Das Handy verändert auch die Kommunikation, im Freizeitverhalten hat sich Entscheidendes verändert, nicht nur zum Guten“, so Glattauer.

Mit den Nerven am Ende

Trotzdem will der Autor das „Ende der Kreidezeit“ nicht als Angriff auf die digitale Welt verstanden wissen: „Es ist der Versuch aufzuzeigen, dass die digitale Welt einfach noch nicht funktioniert und wir dumm genug sind, uns alles umhängen zu lassen, was früher andere Leute gemacht haben. Die Digitalisierung ermöglicht es, dass wir den Bankbeamten ersetzen, dass jeder von uns die Supermarkt-Kassiererin ersetzt, dass wir beim Flugzeug selber einchecken und das Bodenpersonal ersetzen - wir hängen uns Arbeit um, für die wir nicht bezahlt werden, die wir neben unserer Arbeit machen, und die noch dazu schlecht funktioniert, und dann wundern wir uns hoffentlich nicht, dass wir völlig kaputt und mit den Nerven am Ende sind.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 18.3.2018

Digitale Welt beherrschen

Um Gefühle auszudrücken, neigt Glattauer in seinem Buch zu Übertreibungen, aber ganz bewusst, wie er sagt: „Ich wollte ganz bewusst kein Sachbuch schreiben, ich wollte ein Gefühl zum Ausdruck bringen.“ So wartet Reingard Söllner etwa sieben Jahre, sieben Monate und sieben Wochen in der Warteschleife eines Online-Händlers. Aus seiner Erfahrung als Lehrer sagt Niki Glattauer, dass auch Kinder und Jugendliche diese digitale Welt, in der sie aufwachsen, nicht beherrschen.

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