„Schönbrunner Finale“ in Kriegszeiten

Die Lebenssituation der Menschen in den letzten Monaten des Ersten Weltkrieges stehen im Mittelpunkt des Romans „Schönbrunner Finale“. Autor Gerhard Loibelsberger nimmt Anleihen an realen Kriminalfällen von 1918.

Die letzten Kriegsjahre: Da geht es natürlich oft um die katastrophale Versorgungslage, unter der unter anderem auch die Hauptfigur, der Oberinspektor Joseph Maria Nechyba, leidet. Er, der leidenschaftlich gern und viel isst, muss sich mit Gerichten wie „Bohnen mit Paradeis“ begnügen. Das Rezept dafür hat seine Frau Aurelia aus dem Buch „Zeitgemäße Kriegsküche“ - diese Küche muss ohne dem von Nechyba geliebten Fleisch, ohne Speck und ohne Wurst, aber oft auch ohne Mehl und Eier auskommen.

Ersatzkaffee statt Wiener Melange

Kaffee gibt es auch keinen mehr. Bei seinen Kaffeehaus-Besuchen bestellt Nechyba mit Todesverachtung den sogenannten Ersatzkaffee. Dementsprechend schlecht gelaunt und mit knurrendem Magen geht der Oberinspektor in seine Ermittlungen. In der Nähe des Naschmarktes wird ein Mann erschlagen. Verdächtig sind zwei Bettgeher: der Tscheche Karel Husak und der Wiener Ambrosius Zach. Nechyba findet heraus, dass die beiden vermutlich Deserteure sind.

"Schönbrunner Finale"

Gmeiner Verlag

Dann passieren noch weitere Raubmorde, für die ebenfalls einer der Deserteure als Verdächtiger in Frage kommt. Eine wichtige Rolle spielt auch ein Schleichhändler, der sich mit seinen Geschäften mehrere Zinshäuser erwirtschaftet. Er versorgt unter anderem den Arbeitgeber von Nechybas Frau Aurelia, der seinen Heißhunger auf Fleisch und andere Köstlichkeiten dank großer finanzieller Reserven stillen kann.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 6.5.2018

Anleihe an realen Kriminalfällen

Frei nach dem Zitat aus Bert Brechts Dreigroschenoper „Erst kommt das Fressen und dann die Moral“ schildert Loibelsberger die verschiedenen Zugänge, um sich aus der Not zu retten - denn auch der Oberinspektor bedient sich der illegalen Nahrungsquellen.

Anleihe nimmt Gerhard Loibelsberger an realen Kriminalfällen aus dem Jahr 1918 und auch für die Beschreibung der Alltagssituationen hat der Autor sehr genau recherchiert. So entsteht ein Bild der letzten Kriegsmonate des Jahres 1918 mit viel Lokalkolorit.

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