Von einer zur anderen

An die Kindheit haben viele verklärte Erinnerungen, andere wollen eher nicht erinnert werden - zu diesen gehört Petra Szammer. Das Buch über ihre Kindheit und Jugend heißt „Von einer zur anderen“ - und darin geht es um Gewalt.

Das Hauptthema dieser Biografie ist die Weitergabe von Gewalt von einer Generation zur nächsten, der sogenannten Transgenerationalen Weitergabe von Gewalt: „Es gibt Erlebnisse, die sind so tiefgehend, schmerzhaft, verletzend und traumatisierend, dass sie in einem Leben nicht verarbeitet werden können, und die unverarbeiteten Gefühle werden dann unbewusst an die nächste Generation weitergegeben. Ich spreche hier von meinen Eltern und Großeltern, die Krieg erlebt haben“, so Szammer.

"Von einer zur anderen"

Keiper Verlag

Ds ist die Generation, die noch von der schwarzen Pädagogik geprägt war - also von Erziehungsmethoden, die von Gewalt, Drohungen und Einschüchterungen geleitet werden: „Mein Vater war arbeitenderweise wenig anwesend. Wenn er da war, war er lieb, aber er war auch sprachlos und irgendwie unverbindlich. Meine Mutter war Hausfrau, aber sie konnte aufgrund ihrer Traumatisierungen - sie ist im Krieg geboren und war auch Gewalt ausgesetzt - nicht so einfühlsam reagieren, wie wir es als Kinder gebraucht hätten. Sie war auch irgendwie in ihrer Gefühlslage instabil.“

„Da war nur Sprachlosigkeit und Scham“

Es sind sehr persönliche Erinnerungen, die die Grazerin in „Von einer zur anderen“ niedergeschrieben hat: „Ich habe sehr lange gebraucht, um überhaupt eine Sprache zu finden für Ereignisse, für die mir als Kind und Jugendliche die Worte gefehlt haben. Das waren Ereignisse in einer kaum zu überschaubaren Dramatik, für die es in den 60er-, 70er-, 80er-Jahren an Interventionsstellen gefehlt hat - da war nur Sprachlosigkeit und Scham“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 29.7.2018

Sie begann zwar schon als junge Frau, ihre Familiengeschichte aufzuarbeiten, das Schreiben löste aber trotzdem einen heilsamen Prozess aus, sagt Petra Szammer, denn dadurch erkannte sie auch ihre eigenen Ressourcen besser. Eines ist ihr ganz wichtig: „Es geht ja nicht darum, die eigenen Eltern anzuprangern, aber wir können unser Verhalten, unsere eigenen Gefühle, unser Leben nur besser verstehen, wenn wir nachvollziehen können, wodurch wir geprägt und konditioniert worden sind. Leid potentiert sich, je länger wir es verdrängen statt uns bewusst damit auseinanderzusetzen, und ich denke, ohne Aufarbeitung, ohne Erkenntnisse und Verhaltensveränderung kann es keine positive Identität des eigenen Lebens geben.“

Für eine positive Identität

Das weiß die Autorin auch aus ihrer beruflichen Erfahrung: Petra Szammer ist Familien- und Paartherapeutin, Erziehungsberaterin sowie Gründerin eines Montessori-Kindergartens in Graz. Sie schreibt in diesem Buch auch darüber, wie es ihr gelungen ist, für sich selbst eine positive Identität zu finden.

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