Trumps Lieblingsbuch auf der Bühne

Mit einem umstrittenen Text eröffnet das Grazer Schauspielhaus die Saison: Mit „The Fountainhead“ - ein Lieblingsbuch von Donald Trump - untermauert die überzeugte Kapitalistin Ayn Rand ihre Theorie des „tugendhaften Egoismus“.

Ein Baugerüst umhüllt zwei riesige Frauenbeine aus Gold, die gerade wie ein Haus aufgebaut werden: Schon die Bühne ist ein Sinnbild für Ayn Rands Philosophie des „Objektivismus“, denn darin baute die Autorin an ihrem Ideal eines neuen Menschen.

"The Fountainhead"

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In „The Fountainhead“ stehen zwei konkurrierende Architekten für zwei Prototypen: den genialen, weil kompromisslosen Egoisten Roark, und den mittelmäßigen Opportunisten Keating, der für Geld und Ruhm alles tut.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 14.9.2018

Das Ideal des radikalen Egoismus

Ayn Rand erschuf in „The Fountainhead“ 1943 ihr umstrittenes Ideal des radikalen Egoismus: „Sie propagiert fast ein Menschenbild des Individualismus, des Ego-Zentrismus, und ich hab’ das Gefühl, dass sie damals diese bittere Medizin nett verpackt hat in eine hübsche Praline, damit es möglichst viele Menschen schlucken. Ich glaube, dass sich dieses Menschenbild und diese Utopie von ihr immer mehr einlöst“, meint Regisseur Daniel Foerster.

Foerster adaptierte zusammen mit der Dramaturgin Karla Mäderder den 800 Seiten starken Roman für die Bühne - ein radikaler Text, mit dem Rand ihre Theorie untermauern wollte, dass Kompromisslosigkeit und Egoismus zum Erfolg führen.

"The Fountainhead"

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„The Fountainhead“ am Grazer Schauspielhaus - von der düsteren Utopie zur beklemmenden Realität mit Sprengkraft

„Es ist ein sehr heikler Text. Ich glaube aber, dass man erstmal mit dieser Utopie, mit diesem positiven Bild, das sie da schafft, mitgehen muss, um dann die Kritik hoffentlich von hinten herum zu formulieren“, so Foerster.

Die hässliche Fratze des Kapitalismus

Der Regiseur führt die Brüchigkeit dieser Ideologie vor und zeigt, wie die Figuren - gespielt von einem hervorragenden Ensemble rund um Florian Köhler und Fredrik Jan Hofmann - immer mehr zu Karikaturen ihrer selbst werden, und er macht so die hässliche Fratze des Kapitalismus sichtbar: „Wir versuchen zu zeigen, dass alle Figuren, die nicht fähig sind, sich durchzusetzen und die nicht fähig sind auf dieser Welt, die immer mehr auf diesen Marktmechanismen basiert, dass die einfach auf der Strecke bleiben.“

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