GrazMuseum lädt ins „Kartenhaus der Republik“

Mit der Ausstellung „Im Kartenhaus der Republik“ will das GrazMuseum eine geschichtliche Lücke schließen: Gezeigt werden unbekanntes Material und faszinierende Porträts aus der Zeit zwischen 1918 und 1938.

„Die Geschichte zwischen dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 und dem Ende des Ständestaates 1938 weist etliche Leerstellen auf, nicht nur museal, sondern auch im Forschungsstand", so GrazMuseum-Direktor Otto Hochreiter - diese Lücke will die Ausstellung schließen helfen.

Schau über Grundwerte der Demokratie

Es sei eine Schau über die Grundwerte der liberalen Demokratie, so Hochreiter: Durch einen permanenten Kampf miteinander unvereinbarer Kräfte habe sich die damalige Erste Republik als instabiles Kartenhaus aus zwar „hehren Zielen und Werten erwiesen, das schließlich in den autoritären Wendejahren in sich zusammenfällt“. Gezeigt werden Umstände, Gegebenheiten und Protagonisten vor allem auf Ebene der Stadt Graz, aber auch in Verbindung mit dem Land Steiermark.

Ausstellungstipp:

„Im Kartenhaus der Republik“ - eine facettenreiche Ausstellung über die Geschichte der Stadt Graz zwischen 1918 und 1938 - ist bis Anfang Februar im GrazMuseum zu sehen

Ausstellung in vier Räume gegliedert

Man habe auf bekannte Fotos zur Thematik verzichtet, sagt Hochreiter, und auf den Fundus des eigenen Hauses bzw. „entlegener Quellen" zurückgegriffen - so erinnert etwa ein Gemälde, das die nächtliche Annenstraße zeigt, fast ein wenig an die bunte Lichterwelt des Berliner Kurfürstendamm in den 1920er-Jahren.

Ausstellung

F-Schurig/GrazMuseum

Die vom Grazer Kulturressort und dem Zukunftsfonds der Republik mitfinanzierte Ausstellung ist laut dem Direktor eine der größten des Hauses, die zuletzt konzipiert wurden. Gegliedert ist sie in vier Räume - eine politische „Achse" und drei Räume mit Texten und Exponaten zu Religion, Kunst und Kultur, Ständen und Klassen sowie Gesellschaft und Geschlecht, so die beiden Kuratorinnen Martina Zerovnik und Annette Rainer.

Ausstellung GrazMuseum

F. Schurig, E. Prnjavorac, GrazMuseum

Zu den einzelnen Themen gibt es - in Spielkartenform - Biografien von Protagonisten der Grazer Geschichte dieser Zeit auf dem Revers, auf der Rückseite prangt ein Faksimile jener politischen Dokumente, für die sie zumeist standen. Im Falle des Architekten Herbert Eichholzer ist es das Kommunistische Manifest, im Falle des aus der Untersteiermark stammenden Chemikers und Universitätsprofessors Armin Dadieu das Blatt eins des Bundesgesetzbuches.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 2.10.2018

Unbekannte Persönlichkeiten

Aber auch weitgehend unbekannte, doch um nichts weniger anschauliche Persönlichkeiten werden gezeigt: Etwa Hauptmann Alfred Mikrois, 1926 wegen Homosexualität vor Gericht, der die Aufhebung des entsprechenden Abschnitts im Gesetz gefordert hatte, oder jene „anonyme Frau", die für die unzähligen Stunden steht, verbracht in u.a. der Kranken- und Versehrtenpflege im und nach dem Ersten Weltkrieg, oder Maria Silbet, die „Seherin" von Waltendorf, die auch Menschen wie den Priester und späteren Nazigegner Johannes Ude zu den Besuchern ihres Zirkels zählte.

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