Lieben unter dem Hakenkreuz und ihr hoher Preis

In „Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein“ beleuchtet Evelyn Steinthaler die Auswirkungen der „Nürnberger Gesetze“ auf prominente Paare im Deutschen Reich - und den hohen Preis, den sie für ihre Liebe zahlen mussten.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden - auch in der Steiermark - tausende Juden gedemütigt, geschlagen und sogar ermordet, jüdische Geschäfte wurden zerstört und Synagogen in Brand gesetzt - der grausame Weg zum Holocaust war vorgezeichnet. Ein anderes Kapitel von Antisemitismus und Judenverfolgung beleuchtet das Buch „Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein“.

Wenn Privates politisch wird

Evelyn Steinthaler beleuchtet darin die Auswirkungen der „Nürnberger Gesetze“ auf prominente Paare im Deutschen Reich: Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden wurden zur „Rassenschande“ erklärt und als „undeutsch“ und „rassezersetzend“ verurteilt. Das Private konnte in vielen Fällen also nicht mehr privat sein - es wurde politisch -, und das bekamen auch viele prominente Paare zu spüren.

"Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein"

Kremayr & Scheriau

Für manche gab es Sondergenehmigungen und Protektion von höchster Stelle: Für Hans Moser zum Beispiel - er war Hitlers Lieblingsschauspieler. Seine jüdische Ehefrau Blanca reiste zwar 1938 nach Ungarn aus, bekam aber einen Sonderstatus und blieb daher unbehelligt. Ähnlich erging es auch Franz Lehars Frau. Heinz Rühmann arrangierte sich ebenfalls mit dem NS-Regime und konnte so mit seiner jüdischen Partnerin weitgehend unbehelligt und privilegiert in Deutschland leben.

Ein hoher Preis

Der Schauspieler Hans Albers hat sich ebenfalls - zumindest nach außen hin - der Karriere Willen mit der braunen Obrigkeit abgefunden. Doch immer wieder äußerte er offen seine Abneigung - und konnte sich das aufgrund seiner großen Beliebheit auch leisten. Seine Lebensgefährtin Hansi Burg war Jüdin - sie ging wegen der großen Anfeindungen und Drohungen eine Scheinehe mit einem Norweger ein und floh 1938 schließlich nach London.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 18.11.2018

Der Preis war für beide hoch: Die Trennung verkraftete Albers nicht - er wurde schwerer Alkoholiker; als Hansi Burg nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu Albers zurückkam, war sie morphiumsüchtig. Besonders dramatisch ist auch das Schicksal des Schauspieler-Ehepaars Meta Wolff und Joachim Gottschalk: Gottschalk wurde mehrmals aufgefordert, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen.

„Ein einfaches ‚Nie wieder‘ ist zu wenig“

Bei einer Film-Premiere in Berlin kam es zum Eklat: Goebbels tauchte überraschend auf, gratulierte Gottschalk zum Erfolg und küsste seiner Frau die Hand - und wurde von seinem Adjutanten erst danach informiert, dass er einer Jüdin die Hand geküsst hat. Joachim Gottschalk wurde darauf mit einem Berufsverbot belegt und seiner Frau die Deportation ins KZ angedroht. Wenige Tage später beging der Schauspieler mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn Selbstmord.

Das Buch Evelyn Steinthalers endet mit den Sätzen: „Ein einfaches ‚Nie wieder‘ ist nach all dem Versäumten zu wenig. Um es mit Primo Levi zu sagen: ‚Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.‘“

Link: