Ein Kochbuch, das auch ohne Rezepte auskommt

Mit „Allegro ma non troppo“ hat der Grazer Dietmar Werner ein nicht alltägliches Kochbuch herausgegeben: Weniger nachkochbare Rezepte als literarisch-philosophische und künstlerische Ergüsse sind darin nachzublättern.

„Ich kann aber überhaupt nicht kochen und kenne keine Rezepte“: So lautet Elfriede Jelineks pfeffriger Beitrag zu Dietmar Werners „Schüttküchenkochbuch“ - und bringt es damit auf den Punkt: „Das Buch ist gegen die Überflutung des Marktes mit Koch-Sendungen, mit Koch-Büchern und mit allem, was mit Kochen zusammenhängt. Das habe ich gegen die RTL-isierung des Kochens gemacht“, so Werner, der für sein „Anti-Kochbuch“ bekannte und befreundete Künstler und Literaten um Zutaten in Form von Texten, Bildern oder Fotos gebeten hat.

Spannende Augenblicke vor dem Briefkasten

Dabei habe Werner „natürlich nichts gegen Kochbücher. Aber wenn es so viele sind, dann muss man was machen. Und jetzt ist es ein ‚Anti-Kochbuch‘. Ich habe dafür einen Text erarbeitet und den zukünftigen Beiträgern geschickt, aber den habe ich allgemein gehalten und mich gar nicht festgelegt - und dann sind verschiedene Beiträge gekommen. Die spannendsten Momente waren, wenn etwas im Briefkasten gelegen ist“.

Cover

ORF

Darunter auch ein Text von Franz West, der tatsächlich ein - wenn auch ungewöhnliches - Rezept für Rum-Suppe mit Sliwowitz-Fritatten liefert: „Sie bereiten diese Suppe so wie sie in jedem Kochbuch empfohlen wird, zu. Allerdings fügen Sie der Suppe für vier Personen ca. ein Achtel Liter Inländerrum und den Frittatenteig 0,16 Zentiliter Sliwowitz bei.“

Humor als zentrale Zutat

Generell ist der Humor eine zentrale Zutat in Dietmar Werners Kochbuch, „von Freunden für Freunde“ mit teils würzigen, teils schwer verdaulichen Beiträgen von so unterschiedlichen Künstlern wie Willi Hengstler, Richard Kriesche, Wolfram Berger, Tex Rubinowitz, Kurt Palm, Heimo Zobernig, Marcel Prawy, Olga Neuwirth oder Peter Kogler - um nur einige zu nennen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 16.11.2018

„Ich habe 47 Beiträge in dem Buch von verschiedenen Berufen. Das eine sind bildende Künstler - naturgemäß ohne Worte - dann gibt es Philosophen und Analytiker, und dann gibt es noch Publizisten und Kulturmenschen, die sich auch mit diesem Thema befasst haben“, schildert Werner.

Psychoanalytik mit Pausenbrot

Eine ganz spezielle Note steuert der Psycho-Analytiker August Ruhs bei, erklärt Werner: „Er macht eine Parodie zu einer analytischen Sitzung, in der sowohl er als Analytiker ein Baguette isst und auch seine Patientin. Die liegt in der klassischen Situation auf der Couch und hat auch ein Glas Rotwein und eine Jause bei sich.“

Wer nun Appetit bekommen hat auf Dietmar Werners im Eigenverlag erschienenes künstlerisches „Anti-Kochbuch“: Erwerben kann man „Allegro ma non troppo“ in Graz - in der Kunst.Wirt.Schaft in der Elisabethstraße und der Bücherstube von Angelika Schimunek in der Prokopigasse.