70 Jahre Frankreich-Liebe in Graz

Vor 70 Jahren - 1948 - ist in Graz eine österreichisch-französische Gesellschaft gegründet worden. Aus diesem Verein entstand Jahre später das französische Kulturinstitut, das seitdem in Graz das französische Lebensgefühl vermittelt.

Es ist eine steirisch-französische Liebe, die mittlerweile seit sieben Jahrzehnten anhält: 1948 wurde in Graz eine österreichisch-französische Gesellschaft gegründet. Aus diesem Verein entstand Jahre später das französische Kulturinstitut, das jetzt seinen Sitz in der Grazer Herrengasse hat. Das Institut, das auch eine umfangreiche Bibliothek französischer Literatur beheimatet, bietet Sprachkurse an und bringt Frankreich-Interessierten neben der Sprache auch die Kultur und das Land näher.

Nicht ohne Startschwierigkeiten

Savoir vivre - Frankreich ist bekannt für seine Kultur, die Musik, seine Küche, die Weine und die vielfältigen Landschaften, und all das wollten kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch einige Grazer in die Steiermark bringen. Bei der Gründung einer französisch-österreichischen Gesellschaft gab es aber Startschwierigkeiten, erzählt der Präsident des jetzigen Institut Culturel Franco-Autrichien, Kurt Jungwirth: „Es war ja britische Besatzungszone. Eine Vereinsgründung musste überprüft werden, ob das nicht irgendwie verdächtig sein könnte. Aber im März 1948 ist der Bescheid gekommen, dass die Gesellschaft bestehen darf und anerkannt wird - mit dem Vermerk ‚Staatspolitisch unbedenklich‘. Das war die Zeit damals.“

Franzosen und Frankophile in Graz

Der Kreis der Steirer, die die französische Sprache, die Literatur und das Land kennen lernen wollten, wuchs, und das blieb auch den Franzosen in der französischen Botschaft in Wien nicht verborgen - sie begannen sich für Graz zu interessieren. „Es gab Französisch-Studenten, eine Lehrkanzel an der Universität, am Theater wurde französische Literatur gespielt. Ich selber habe damals Französisch studiert. Und so kam es, dass von den Franzosen im Palais Attems in der Sackstraße ein Centre Culturelle eingerichtet wurde.“ Frankreich investierte daraufhin viel Geld in Sprachkurse, in Personal und in Bibliotheken in Graz, so Kurt Jungwirth, „und so marschierten Hand in Hand das französische Kulturzentrum, aus dem ein Institute Francais wurde, und der Verein France-Autriche.“

Neues für Sprachinteressierte und Frankreichfreunde

Heute führt die Gesellschaft France-Autriche unter Jungwirth als Privatinitiative das französisch-österreichiche Kulturinstitut in Graz: „Mit sehr viel Engagement, mit sehr viel Freizeitarbeit auch. Ohne einen harten Kern geht so etwas überhaupt nicht. Wir dürfen auch die Prüfungen abnehmen für das französische Auslandssprachdiplom, und vor allem haben wir sehr viele Beziehungen zu Schulen - und da gibt es immer wieder neue Entdeckungen für Sprachinteressierte und Frankreich-Freunde.“

Land, Sprache, Küche, Liebe

Er sei vom Land Frankreich gefangengenommen worden, erzählt Jungwirth: „Und kein Zufall, dass ich mich einige Jahre später mit einer Französin verheiratet habe. Das Land, die Leute, die Küche, die Liebe - alles hat zusammengepasst.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 20.11.2018

Neugierde und Sympathie

Schätzungen zufolge leben, arbeiten und studieren etwa 1.000 Franzosen in der Steiermark - Tendenz steigend. Doch wie nehmen diese die Österreicher, die Steirer eigentlich wahr? Kurt Jungwirth, reich an Erfahrung in den österreichisch-französischen Beziehungen, erzählt von seinen Erlebnissen: „Sehr oft mit Neugier und auch mit Sympathie. Ich habe das als junger Mensch erlebt: In den furchtbaren Kriegsjahren, wenn man gesagt hat, man spricht Deutsch, war das nicht immer so gut. Wenn ich auf französisch gesagt habe, dass ich Österreicher bin, änderte sich das fast immer. Österreich hatte einen anderen Ruf. Was ich auch oft gehört habe, war: Österreicher sind schlampig. Das war gut. Nicht streng, Österreicher haben Emotion, sind nicht so kalt.“

„Nach dem dritten Bier“

Francois Logel ist Unternehmensberater aus dem Elsass, der Franzose kommt seit 30 Jahren nach Graz, will in seiner Pension hier leben und liebt die Steiermark: „Ich bin glücklich. Ich kenne dieselbe Musik wie beim Aufsteirern aus dem Elsass. Nach dem dritten Bier merkt keiner, dass ich Franzose bin. Vor kurzer Zeit war der Ursulinenchor aus Graz in Paris und hat in Notre Dame gesungen.“

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