Revolution im Grazer Schauspielhaus

„Die Revolution frisst ihre Kinder“ heißt es derzeit im Schauspielhaus Graz, dass sich darin der Revolution in Burkina Faso im Jahr 2014 widmet. Dafür begab sich Team auch auf Spurensuche nach Westafrika.

Ausgehend von Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ machten sich acht Grazer rund vier Wochen lang auf die Reise nach Burkina Faso und mischten Film-Ausschnitte der Reise und reales Bühnen-Geschehen zu einem stimmigen Ganzen - und es war ein Aufbruch ins Ungewisse.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 23.11.2018

„Ein total positives Erlebnis“

Die Revolution 2014 in Burkina Faso war ein Aufstand für Demokratie, den Regisseur Jan-Christoph Gockel selbst miterlebte: „Das war ein total positives Erlebnis, dass die Menschen so für die Demokratie auf die Straße gegangen sind, und dann habe ich gesagt, ich würde gerne noch ein Projekt dazu machen.“

Schauspielhaus Die Revolution frisst die Kinder

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Die Revolution in Burkina Faso als Bühneninszenierung im Schauspielhaus Graz

Das Team drehte in Burkina Faso eine Fake-Doku: Eine Theater-Truppe will dort Büchners Revolutionsdrama „Dantons Tod“ mit Puppen nachspielen. Doch in der Fake-Doku geraten die Theater-Leute selbst in eine Revolution. Dafür wurden auch Interviews mit realen Aktivisten der Revolution 2014 aufgenommen.

Schauspielhaus Die Revolution frisst ihre Kinder

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„Dantons Tod“ nachgespielt mit Puppen

Eine außergewöhnliche Herangehensweise für ein Stadt-Theater und eine Herausforderung für die Darsteller, sagt Julia Gräfner, die die Regisseurin spielt: „Das löst eine große Überforderung aus, birgt aber auch neue Möglichkeiten, und ich würde sagen, dass wir wahnsinnig wohlwollend empfangen wurden.“

Sichtbare Konflikte

Die Einspielungen der Fake-Doku werden immer wieder über das tatsächliche Bühnengeschehen gelegt, in dem die Darsteller über ihre Theater-Reise nachdenken. Es entstand ein selbst-reflexives Spiel, in dem auch Konflikte im Team sichtbar werden, sagt Gräfner: „Diese Verwischung, wenn man einen Avatar von sich selber spielt, finde ich wahnsinnig spannend und bietet einem unglaubliches Potential Sachen dazu zu erfinden und es macht wahnsinnig Spaß zuzuschauen, wie die Leute darauf reagieren.“

Neue Inspirationen, neue Werte

Mit viel Humor werden die Ideale der Französischen Revolution auf ihre Gültigkeit geprüft, nicht ohne die Ernsthaftigkeit zu verlieren - etwa wenn der in Graz zurückgebliebene Danton-Darsteller Florian Köhler als Symbol des utopielosen Europa vom Afrika-Abenteurer Raphael Muff beschimpft wird.

Die Inszenierung hinterfragt aus unterschiedlichen Perspektiven die Frage nach gesellschaftlicher Veränderung, so Regisseur Gockel: „Vielleicht braucht es eine neue Inspiration. Man sagt immer, wir müssen diese alten Werte - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - wieder entdecken, aber vielleicht brauchen wir einen Blick in die Zukunft und andere Werte. Vielleicht müssen wir nicht immer so nach hintern schauen, und das verbinde ich mit der Revolution in Burkina Faso.“

„Demokratie ist wie eine tägliche Übung, und Teilhabe und Mitbestimmung ist was, das man praktizieren muss“, ergänzt Julia Gräfner.

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