THEO: Heimatlos nach dem Krieg

Im Theater Oberzeiring (THEO) wird derzeit das Nachkriegsdrama „Draußen vor der Tür“ aufgeführt. Die Geschichte des Kriegsheimkehrers Beckmann, der überall unerwünscht ist, ist auch heutzutage hochaktuell.

Drei Jahre war Beckmann in Kriegsgefangenschaft. Er kämpfte als Soldat in der deutschen Wehrmacht in Stalingrad. Einige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt er wieder in seine Heimat Hamburg zurück - doch sein Zuhause ist nach den Kriegswirren nicht mehr vorhanden.

Von niemandem erkannt, von niemandem gewollt

„Diese Figur kommt traumatisiert zurück und schöpft zwischendurch kleine Hoffnungen, die aber immer wieder kurz darauf zerstört werden“, erklärt Peter Faßhuber, der Regisseur des Stückes „Draußen vor der Tür“. „Ich denke, das ist eben diese Metapher, dass er überall, wo er hinkommt, anklopft und abgelehnt wird. Dass ihn niemand mehr erkennt, dass ihn niemand mehr braucht und er letztendlich draußen vor der Tür steht. Man könnte auch sagen, er steht draußen im Regen.“

THEO Oberzeiring Theater

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Beckmann ist nach dem Krieg nirgends mehr willkommen

Der Protagonist Beckmann versucht, wichtige Stationen seines früheren Lebens wieder zu besuchen: So kommt er etwa zu seinem ehemaligen Oberst, der ihm – wie viele andere auch – die Tür weist. Beckmann kommt mit seinem Leben nicht zurecht. Während die NS-Zeit in seinem Gedächtnis nach wie vor präsent ist, scheint sie in der Gesellschaft wie vergessen.

Keine persönlichen Beziehungsstrukturen

„Sowohl die Zeit des Nationalsozialismus, als auch die Kriegszeit - die Leute wollen das eher vergessen als daran erinnert werden. Er ist die personifizierte Erinnerung an diese Zeit", so Werner Halbedl, der den Soldaten Beckmann spielt.

Sendungshinweis:

„Tag in der Steiermark“, 7.2.2019

"Jede Form von zwischenmenschlicher Beziehung hat sich für ihn aufgelöst in der Zeit seiner Abwesenheit. Er ist nicht nur mit einer neuen Weltordnung konfrontiert, sondern auch mit einem völligen Zusammenbruch seiner persönlichen Beziehungsstrukturen“, so Halbedl.

Thema ist immer „brandaktuell“

Beckmann muss mit einer großen inneren Diskrepanz fertig werden: Einerseits sieht er sich als Täter während des NS-Regimes, andererseits als Opfer, das sich nicht mehr in die Zivilgesellschaft integrieren kann. „Was prinzipiell immer Gültigkeit hat, ist Menschen zuzuschauen, die ihre Jugend verloren haben oder denen die Jugend genommen wurde - und das ist brandaktuell“, meint Faßhuber.

“Alleine die Tatsache, dass es ständig Menschen gibt, die aufgrund irgendwelcher Kriege nach Hause kommen und ihr Haus gar nicht mehr vorfinden: Das ist etwas, das man täglich liest, wenn man Zeitungen aufschlägt oder den Fernseher einschaltet. Aber in den 90er-Jahren hatten wir hier das gleiche: Die Situationen für die Menschen in Jugoslawien waren die gleichen wie für Beckmann“, erinnert Faßhuber. Bis Anfang März öffnet das Theater in Oberzeiring für dieses Nachkriegsdrama vom deutschen Schriftsteller Wolfgang Borchert die Türen.

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