30 Jahre Tuntenball im Portrait

Drei Jahrzehnte sind seit dem ersten Grazer Tuntenball vergangen. Vor der Jubiläumsausgabe widmet das GrazMuseum dem Kultball eine Ausstellung unter dem Titel „ganz normal anders“.

Ausstellungstipp

„30 Jahre Tuntenball - ganz normal anders“, zu sehen bis zum 7. April im Grazmuseum.

Als 1990 der erste Tuntenball in der Grazer Uni-Mensa über die Bühne ging, war bereits damals ein lautstarkes Zeichen gesetzt - für Toleranz, Akzeptanz und Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen. Der Tuntenball, der sich bewusst für den abwertend verwendeten Begriff „Tunte“ entschied, war in den 70er-Jahren in Berlin etabliert worden und sollte nun auch in Österreich Ort für Öffentlichkeit ebenso wie ein „Safe Place“, eine geschützte Umgebung für das Spiel mit Sexualität und Geschlechteridentitäten sein.

Auf dem „Regenbogenweg der Meilensteine“

Die Schau „ganz normal anders“ entführt die Besucher ausgehend von Zitaten aus Gesellschaft und Rechtsprechung über den „Regenbogenweg der Meilensteine“ in das Innerste eines 30-jährigen schillernden Kampfes für eine Neubewertung und Gleichstellung von Homosexualität.

GrazMuseum-Chef Otto Hochreiter betont: „Museen sind werteproduzierend, sie haben eine sehr hohe Autorität. Wir benutzen gewissermaßen auch diese Autorität, um gesellschaftliche Veränderungen durchaus auch zu forcieren und zu stärken. Wenn man Museen grundsätzlich so anlegt und versteht, dann ist es sehr logisch, dass man so eine wichtige Institution wie den Tuntenball in einem Museum zeigt, weil die Hintergrundfolie ist ja eine unglaublich rasante gesellschaftspolitische Entwicklung, die uns selbst jetzt auch wieder schlagartig klar geworden ist“ - dank der Zusammenarbeit mit dem Verein RosaLila PantherInnen.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 12.2.2019

Die einzige schwul-lesbische Interessensvertretung in der Steiermark organisiert den Tuntenball seit 1991, so Kuratorin Franziska Schurig: „Damals gab es noch das Verbot für den Verein zu arbeiten, also homosexuelle Interessen zu vertreten. Mit der Aufhebung dieses Verbots konnten sie dann sozusagen noch öffentlicher agieren, sind auch in die Öffentlichkeit gegangen, haben Infostände und Aufklärungsarbeit auf dem Hauptplatz betrieben. Mit Anmietung eines Beratungslokals sind sie dann auch verstärkt in die Beratungstätigkeit gegangen und haben auch Broschüren publiziert.“

„Auch Rückschritte möglich“

Damit geht auch der Reinerlös des Tuntenballs an Projekte des Vereins. Kuratorin Martina Zerovnik nennt die „Ehe für alle“, die im Jänner in Kraft getreten ist, als bedeutendsten Meilenstein der vergangenen 30 Jahre, „auch die weitestgehend freie Bewegungsmöglichkeit in der Öffentlichkeit ohne Anfeindungen, ohne Vorurteile. Andererseits sieht man auch - vor allem, wenn man sich die weltweite Entwicklung anschaut, dass auch Rückschritte möglich sind, Gesetze können wieder zurückgenommen werden“.

„Skandal“ im Auge des Betrachters

„Skandal!“ hieß es einst, wenn homosexuelle Pärchen in der Öffentlichkeit ihre Liebe nicht versteckten. „Skandal“ lautet auch das Motto des diesjährigen Jubiläumsballes, der am 23. Februar im Grazer Congress seine bunten Federn zeigt. Der Skandal liegt dabei wie immer im Auge des Betrachters, und fürs Auge hat auch die begleitende Ausstellung im GrazMuseum einiges zu bieten, so Schurig.

Ballatmosphäre versprüht etwa ein Originalkostüm der sogenannten Mutti des Tuntenballs, Miss Alexandra Desmond: „Zu Beginn der Chronologie - der erste Tuntenball lief unter dem Motto ‚Auf du und du mit dem Stöckelschuh‘ - zeigen wir einen Original-Stöckelschuh, etwas später haben wir auch eine Handtasche von Madame Fatalia Fatal Kajal in der Ausstellung“ - wie auch unzählige Fotografien, Videos und den Sound des allerersten Tuntenballs.

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