Steirische Filme auf der Diagonale

167 Filme quer durch die verschiedenen Genres zeigt die Diagonale diese Woche in Graz, gut 100 davon laufen im Wettbewerb - und wie jedes Jahr, ist auch das Filmland Steiermark stark vertreten.

Mit großer Spannung spielt nicht nur der Film, sondern mit eben solcher wurde er erwartet: „Die Kinder der Toten“ ist das Großprojekt des steirischen herbsts 2017. Grundlage ist der gleichnamige Roman von Elfriede Jelinek, gedreht wurde an den Originalschauplätzen im Mürztal mit hunderten Beteiligten.

Film soll nicht enttäuschen

„Auf gewisse Weise können wir den Film zu dem Ort zurückbringen, von dem wir ihn genommen haben“, sagt Regisseurin Kelly Cooper. Gesehen haben die Beteiligten den Film noch nicht, denn das Material wurde auf Super8 aufgenommen - ein Grund für leichte Nervosität beim zweiten Regisseur, Pavol Liška: Die Beteiligten könnten möglicherweise enttäuscht sein.

Die Kinder der Toten, Diagonale

Ulrich-Seidl-Filmproduktion

Der Film dreht sich um das Ferienparadies Obersteiermark. Dort erwachen plötzlich die Toten und verfolgen die Dorfbewohner. Eine Sekretärin sieht sich mit einer bösartigen Doppelgängerin konfrontiert und treibt ihre Übermutter in den Wahnsinn. Ein verbitterter Förster wird von seinen Söhnen verfolgt, die schon vor Jahren Selbstmord begangen haben. Eine Naziwitwe kreiert in einer alten Fabrik ein CINEMA 666, in dem die Vergangenheit hemmungslos beweint werden kann. Und eine Gruppe hungriger syrischer Poeten dringt als Fremde in den Dorfkosmos ein.

Wie ein Geschenkkorb

Die größte Herausforderung für die beiden Regisseure war das Schneiden des ganzen Materials, das für einen nächtelangen Film gereicht hätte. „Wenn du einmal alle Aufnahmen hast, musst du alles nochmal anschauen und den Film noch einmal komplett neu schreiben“, so Liška. Das Editieren sei wie das neue Verteilen eines großen Geschenkkorbs, und dann müsse man sich überlegen, welche Ausschnitte für die Zuseher Sinn machen, sagt Kelly Cooper.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 20.3.2019

Für „Die Kinder der Toten“ haben Cooper und Liška bereits auf der Berlinale den FIPRESCI-Preis erhalten. Gezeigt wird der Film nun auf zahlreichen Festivals von Buenos Aires bis Jerusalem und Südkorea - das habe die Regisseure selbst überrascht, so Liška.

„Menschsein vergessen“

Auch im Horrorgenre angesiedelt ist „Das Bild im Haus“ von dem junge Grazer Filmemacher David Lapuch. Dieser Streifen beruht auf einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft. Lapuch ist laut eigenen Angaben schon früh mit dem Autor in Berührung gekommen. „Was an der Geschichte spannend ist: Es ist eine recht unpopuläre Geschichte von ihm“, sagt Lapuch - so habe er die Story relativ frei interpretieren und erzählen können.

Das Bild im Haus, Diagonale

Vincent-Seidl

Die Geschichte erzählt von Menschen, die unter Bestien leben. Lovecraft habe sich sehr mit dem Wahnsinn im Menschen beschäftigt, sagt Lapuch, „dieses nicht begreifbare größere Übel, das im Menschen auch drinnen steckt“. Der Film ist in einer nicht definierten Zukunft angesiedelt. Die Menschen „haben ein bisschen das Menschsein vergessen, und alles, was positiv, schön oder normal und zivilisiert ist, ist eigentlich nur noch eine Erinnerung“, sagt David Lapuch über seinen mit viel Lokalkolorit gestalteten Film.

„Künstler wird man erst“

„Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege“ ist der Titel eines Filmporträts des Schweizers Hercli Bundi über den in Semriach geborenen und international vielbeachteten Künstler Christian Eisenberger. „Was ich an dem Film gelernt habe ist: Ein Künstler ist man nicht, das wird man zuerst“, sagt Bundi. Er hoffe, dass die Zuseher über den Film mitbekommen, was es bedeutet, Künstler zu werden.

Eisenberger, Diagonale

Mira-Film

Dahinter stecke viel harte Arbeit und im Fall von Eisenberger auch Zuversicht. „Er geht einfach weiter, ohne zu wissen, wo er hingeht. Er sucht seinen Weg“, so Bundi. Eisenberger habe nicht verkaufen wollen und auch nicht das gemacht, was man von ihm erwartet habe. „Er ist jemand, der eigentlich immer nach etwas Neuem sucht. Vor allem in der Malerei, wo man schon alles gesehen hat, finde ich das auch sehr schwierig, dass da einer sich erneuern kann“, sagt Bundi.

Diagonale gibt sich selbstbewusst

„Sehr kritisch und hellwach“ zeige sich der österreichische Film, so Diagonale-Intendant Peter Schernhuber bei der Programmpräsentation des Filmfestivals in Graz. Intendant Sebastian Höglinger betonte, der österreichische Film sei „unbeeindruckt selbstbewusst“, und das spiegle sich auch in der Auswahl und Vielfalt der Themen wider, wobei besonders einige Dokumentar- und Kurzfilme Akzente setzen - mehr dazu in Diagonale gibt sich selbstbewusst.

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