„Die rote Zora“ zieht durchs Next Liberty

Spritzig bringt das Grazer Next Liberty das berühmte Kinderbuch „Die rote Zora“ auf die Bühne. Die abenteuerliche Geschichte über Freundschaft und Gerechtigkeit richtet sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene.

„Ich bin Branko, eines der ärmsten Kinder der Stadt“, sagt der Protagonist Branko, gespielt von Gregor Kohlhofer. Der Vater von Branko ist ein umherziehender Geiger, seine Mutter ist kürzlich verstorben - Branko hat kein Zuhause mehr und ist orientierungslos.

Suche nach Sinn und Anbindung

„Das Leben ist eine einzige Suche, und man soll nie aufhören zu suchen; nach Sinn, nach Liebe, nach Glück. Man soll nie aufgeben“, beschreibt Gregor Kohlhofer die Quintessenz des Stückes. Der junge steirische Schauspieler konnte für diese Produktion als Gast gewonnen werden.

Der Schauspieler schauen aus einer Holzkiste

Lupi Spuma

Die rote Zora mit ihrer Bande

Seine Figur sucht vor allem den Anschluss in einer Jugendgruppe. Deren Anführerin ist die rote Zora, dargestellt von Amelie Bauer: Sie habe Branko aus dem Gefängnis befreit, „nachdem er einen Fisch aufgehoben hat“, sagt sie.

Theatertipp:

„Die rote Zora“ ist bis Mitte Juni im Next Liberty in Graz zu sehen.

In der Jugendbande, die sich als „Uskoken“ bezeichnet, erleben Branko, Zora und andere Waisenkinder Abenteuer - es geht dabei vor allem ums tagtägliche nackte Überleben. „Kinder, die nichts mehr haben, von allen verlassen worden sind, müssen es sich richten und müssen einen Weg ins Leben und durchs Leben finden“, sagt Regisseur Georg Schütky.

Hoffnung als zentrale Grundlage

Er brachte „Die rote Zora“ eigens für das Next Liberty auf die Bühne. Eigentlich gilt der Stoff als Klassiker der Jugendliteratur: Verfasst wurde das Werk von Kurt Held im Jahr 1941, nachdem er sich als politischer Autor betätigt hatte und aus Deutschland fliehen musste.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 30.4.2019

Mit dem Buch, das mitten im Krieg und während der Exilzeit entstand, habe Held sein eigenes Schicksal, kein politischer Autor mehr sein zu können, an eine junge Generation weitergegeben, so Schütky: „Das ist etwas ganz Tolles und Starkes von dem Stück, dass jemand, der gehofft hat, die Welt zu verändern, diese Hoffnung weitergibt - in Form von Kinderliteratur an die kommende Generation. Diese Hoffnung merkt man in jeder Faser.“

Zwei Schauspieler mit Fischernetzen über dem Kopf, ein Schauspieler redet mit den beiden

Lupi Spuma

Die Hoffnung auf ein besseres Leben keimt in der Jugendbande ständig auf, obwohl sie in ihrer kroatischen Heimatstadt Senj mit einem schlechten Ruf behaftet ist, denn die Bande um die rote Zora schreckt auch nicht davor zurück, kriminell aktiv zu werden und etwa Hühner zu stehlen; außerdem unterstützen sie den alten Fischer Gorian, der sich gegen große Fischereigesellschaften behaupten will.

Hafenatmosphäre im Next Liberty

Wie komme ich überhaupt irgendwie weiter? Wer bin ich? Wer werde ich sein? Wovor habe ich Angst und muss ich überhaupt Angst haben? „Das sind die großen Themen, die wir da versuchen, auf die Bühne zu bringen“, so Schütky. Auf die Bühne des Next Liberty gebracht wird vor allem ein dynamisch inszeniertes Stück. Herausragend ist auch das multifunktionale Bühnenbild von Anja Lichtenegger, dass, in Anlehnung an eine Hafenatmosphäre, aus mobilen Holzkisten besteht. Außerdem wurde eigens für das Stück Musik von Stefan Heckl verfasst, der als Akkordeonist und Bürgermeister auch Teil der Geschichte ist.

Akkordeonspieler auf einem Stapel von Holzkisten

Lupi Spuma

Das Stück sei eine gute Mischung, lustig, und ein bisschen traurig sei es, sagt Gregor Kohlhofer: „Es ist ein Erlebnis.“ Die Kinder, die das Stück bereits gesehen haben, sind jedenfalls begeistert. „Kinder sind eigentlich noch das viel fiesere und direktere Publikum“, sagt Regisseur Schütky. Das sei aber etwas Schönes, denn „Erwachsene haben schon so einen Kanon, mit dem sie aufs Theater blicken, und Kinder kommen da ganz pur“. Das sei eine Herausforderung, aber auch „die fast reinigende Kraft, die das Kindertheater für mich hat“.

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