Borkenkäfer kriecht über eine befallene Fichte
dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel
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Wirtschaft

Wenige Borkenkäfer – dennoch Holzpreisverfall

In der Steiermark hat es im Vorjahr so wenige Borkenkäfer gegeben wie schon lange nicht – dennoch sank der Holzpreis um rund 20 Prozent. Grund dafür ist billiges Schadholz, das aus dem Ausland importiert wird.

Der Holzpreis liegt üblicherweise bei rund 100 Euro pro Festmeter – derzeit sind es nur 80 Euro, also rund 20 Prozent weniger. Das sei eine außerordentlich ernste Situation, sagt Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP). Vor allem in Tschechien würden nach Stürmen große Schadholzmengen in den Wäldern liegen, die von Borkenkäfern befallen seien – dieses Schadholz werde häufig an steirische Sägewerke verkauft, was heimische Waldbauern in Bedrängnis bringe.

Borkenkäfer aus dem Ausland importiert

Konkret sei der Import von Schadholz aus Tschechien um zwei Millionen Festmeter angestiegen. Seitinger fordert Grenzkontrollen für Holztransporte: „Das heißt mit anderen Worten, dass wir dieses Käferholz aus Tschechien importieren und die Käfer mitimportieren. Hier handeln wir uns ein gewaltiges Problem ein, daher müssen wir auch diese Kontrollen an der Grenze vornehmen, die von Forstfachleuten und von der Polizei gemacht werden müssen.“

Mit der früheren Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) habe er darüber schon geredet, mit der jetzt zuständigen Ministerin Maria Patek werde er das Thema noch besprechen, sagt Seitinger. Es dürfe keine Holzlager voll mit Borkenkäfern geben: „Wenn diese Käfer in diesen Tagen ausfliegen und unsere gesunden Wälder beschädigen, das wäre unverantwortlich.“

Sägewerke: Zu wenig heimisches Holz

Der Agrarlandesrat appelliert auch an die Sägewerksbetreiber, mit den heimischen Waldbauern solidarisch zu sein – die Bauern kämen in finanzielle Bedrängnis, so Seitinger: „Ich kann ihnen derzeit nur raten, nur das herauszunehmen, was wirklich notwendig ist, und auf der anderen Seite möglichst die Angebote zurückzufahren, damit die Industrie wieder ihre Lagerplätze freibekommt und letztlich der Preis nach oben geht – damit die Waldbauern wieder einen vernünftigen Preis und ihre Kostendeckung haben.“

In einer Reaktion heißt es von der Fachgruppe Holzindustrie in der Wirtschaftskammer, dass die steirischen Sägewerksbetreiber ihr Holz vorwiegend regional bei den steirischen Waldbauern einkaufen würden, dass es allerdings die erforderlichen Holzmengen nicht gäbe, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Die steirische Sägeindustrie appelliere daher an die steirischen Waldbauern, das Angebot an Holz für die steirische Sägeindustrie zu erhöhen.

Politische Lage sorgt für zusätzliche Unsicherheit

Unter Druck geraten die Waldbauern offenbar auch an anderer Front: Große Mengen an Brennholz seien in den Heizwerken derzeit nicht unterzubringen, weil die geplanten Gesetze zum Ausbau erneuerbarer Energie ins Stocken geraten sind, sagt Agrarlandesrat Seitinger. Der Grund: die politische Situation auf Bundesebene.