Biene fliegt über Löwenzahn
dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Umwelt

Bienensterben: Winterverluste im Mittelwert

Die Verluste von Bienenvölkern im vergangenen Winter in Österreich liegen im Durchschnitt der vergangenen Jahre – das ergab eine aktuelle Auswertung der Uni Graz.

Die Honigbiene in Europa ist vielfältigem Druck ausgesetzt: Parasiten und Viruserkrankungen, die Witterung und das Nahrungspflanzenangebot dürften bei den Bienenverlusten im Winter eine Rolle spielen. Seit dem Winter 2007/08 führt das Institut für Biologie der Uni Graz eine österreichweite Erhebung der Winterverluste von Bienenvölkern durch.

15,2 Prozent der Bienenvölker überlebten Winter nicht

Laut der jüngsten Erhebung im Rahmen des Projekts „Zukunft Biene“ überlebten österreichweit 15,2 Prozent der eingewinterten Bienenvölker die kalten Monate nicht – das sind um 3,4 Prozentpunkte weniger als im Winter 2017/18. Der Durchschnitt der vergangenen zwölf Jahre liegt bei 16,3 Prozent. Insgesamt griffen die Grazer Forscher auf Daten von 1.534 Imkern – das sind 5,5 Prozent der österreichischen Imkereien – mit mehr als 30.000 Bienenvölkern zurück.

Bei der Höhe der Verluste sind auch regionale Unterschiede erkennbar: hohe Verluste in Wien (19,6 Prozent) und Vorarlberg (17,7), geringe im Burgenland (9,9 Prozent), in Kärnten (11,5 Prozent), Tirol (11,4 Prozent) und der Steiermark (13 Prozent), so der Projektverantwortliche Robert Brodschneider.

Beruhigende Zahlen

Die Verluste lagen im letzten Winter im Mittelfeld des langjährigen österreichischen Vergleichs wie auch im europäischen Durchschnitt: „Die aktuellen 15,2 Prozent sind ein Wert, der in etwa den mittleren Verlusten vieler europäischer Länder entspricht“, so Brodschneider. Und beruhigend für die Gesamtbestände: „Ein rund 15-prozentiger Verlust ist über die Saison einholbar und die für die Bestäubung so wichtige Honigbienenpopulation erhaltbar.“ Durch das kalte und feuchte Wetter im Mai leidet allerdings beim Blütenhonig der Ertrag – mehr dazu in Bei Blütenhonig droht Totalausfall.

Laut dem Dachverband der österreichischen Bienenzuchtverbände in Österreich (Biene Österreich) sichern aktuell rund 29.800 Imker mit rund 373.000 Bienenvölkern die Bestäubung der Wild- und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Die Anzahl der Imker sowie die bewirtschafteten Bienenvölker waren in Österreich von 1990 bis 2006 rückläufig – seither stieg die Anzahl der Imker mit zwischenzeitlichen Schwankungen wieder an.

Grafik zur Bienenhaltung
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Uni Graz/Biene Österreich

Die seit Beginn der österreichweiten Datenerfassung höchsten Verluste wurden für den Winter 2014/15 gemeldet: Damals überlebten 28,5 Prozent der Völker den Winter nicht. Die niedrigsten Werte seit Erhebungsbeginn gab es wiederum im Winter 2015/16: Damals betrug die Verlustrate 8,1 Prozent.

Noch keine wirkliche Erklärung für Schwankungen

Eine stichhaltige Erklärung für dieses Wechselbad aus hohen und niedrigen Mortalitäten gibt es noch nicht – es handelt sich vermutlich um einen Mix aus Faktoren, die möglicherweise auch interagieren und auf die Bienen einwirken, so Brodschneider.