Umwelt

ACstyria: Wasserstoff statt Diesel für Loks

Der steirische Mobilitätscluster ACstyria forscht im Bereich alternativer Antriebe für Lokomotiven. In einer Studie wird aufgezeigt, dass Loks künftig statt mit Diesel mit Wasserstoff oder Batterien angetrieben werden könnten.

Beim internationalen Branchentreff „Railcontact“ in Graz standen am Dienstag und Mittwoch neue und bestehende Antriebskonzepte auf dem Prüfstand. Experten disktutierten neue Perspektiven, Innovationen und Konzepte. Der ACstyria begab sich mit einer Studie auf Spurensuche nach den Lok-Antrieben der Zukunft.

Ein Viertel der Triebfahrzeuge fahren mit Diesel

Von etwa 65.000 Triebfahrzeugen in der Europäischen Union ist etwa ein Viertel, konkret sind es rund 15.700 Triebfahrzeuge, ohne Stromoberleitung, also nicht elektrifiziert. Das bedeutet, diese Fahrzeuge werden mit Diesel betrieben. Sie stellen den Zukunftsmarkt dar. Das ist beispielsweise bei Häfen notwendig, wo Oberleitungen stören. In manchen Regionen stören Oberleitungen auch das Landschaftsbild, weshalb auch dort nach Alternativen gesucht wird. Andere Schienenfahrzeuge müssen sogar ohne Strom funktionieren, beispielsweise die Bahnerhaltungsfahrzeuge, die dann zum Einsatz kommen, wenn es bei den Oberleitungen Störungen gibt.

Diesel-Loks in Stadtzentren

In Deutschland sind laut den Experten noch heute rund 2.500 dieselbetriebene Verschub-Loks im Einsatz. Sie haben oft sehr schlechte Emissionswerte und werden noch dazu in Stadtzentren betrieben. Sie müssen ausgetauscht werden, was für Mitglieder-Unternehmen des ACStyria nur eines der möglichen Absatzfelder darstelle.

In Österreich könnte die Alternative der Wasserstoff werden. Christa Zengerer, Geschäftsführerin des steirischen Mobilitätsclusters, sagte, dass die Studie einen „Überblick und Ausblick bei der Antriebsentwicklung im Rail-Bereich“ geben sollte. Die Mitglieder des ACstyria können auf Basis der Studie neue Forschungsprojekte aufsetzen.

Die „eine“ Lösung gibt es nicht

Alexander Schimanofsky von der Railway Competence and Certification GmbH betonte, dass der Inhalt nicht wertend sei. Es handle sich um eine „neutrale Beobachtung“ mit möglichst vielen Einflüssen, die abgebildet werden. Experte Herbert Wancura fasste die Ergebnisse zusammen: „Die eine Lösung gibt es nicht. Es gibt optimierte Lösungen für jeweilige Anwendungsgebiete.“ Eine der wichtigsten Erkenntnisse sei, dass man „spezifisch“ werden muss. Bisher gab es universelle Fahrzeuge: „Die Flotten werden komplexer“, sagte Wancura. Trotz Spezifikation müsse die Herstellung wirtschaftlich bleiben.

Ladestationen und Wartungshallen als „Systemgrenzen“

Die Studie beleuchtete auch Systemgrenzen: So braucht es für batteriebetriebene Loks möglicherweise Ladestationen, die binnen kurzer Zeit viel leisten müssen. Dafür sei ein entsprechendes Netz nötig. Wasserstoffbetriebene Loks brauchen beispielsweise Wartungshallen mit speziellen Sicherheitsmaßnahmen. „Mit dieser Studie sehen die Unternehmen, welche neuen Systeme in den kommenden 40 Jahren möglich sind.“

Batterien und Wasserstoff in Kombination

Die Eisenbahn hat bereits einen großen Systemwechsel von Dampf auf Diesel hinter sich. Fällt die Entscheidung zum Wechsel, so gehe dieser laut Wancura rasch: In 15 Jahren ist der Wechsel bei 99 Prozent der Flotte angekommen. Die ÖBB habe selbst derzeit eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit alternativen Antrieben beschäftigt. Sie müssen auch den Betrieb ihrer Busse einkalkulieren, weshalb die Tendenz in Richtung Wasserstoff geht. Die Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen, unterstrichen Wancura sowie Wolfgang Köstinger von der ÖBB. Auch Kombinationen seien möglich, zum Beispiel eine batteriebetriebene Lok mit Wasserstofftank als Reichweitenverlängerer.