Eisenerz und Erzberg
ORF/Eva Pöttler
ORF/Eva Pöttler
Chronik

Eisenerz wird „Simulationszentrum“

Teile von Eisenerz in der Obersteiermark werden zum „Simulationszentrum“ – Einsatzkräfte sollen sich im „SIM-Campus“ durch realitätsnahe Simulationen besser auf Notfall-, Krisen- und Katastrophensituationen vorbereiten können.

Um im Ernstfall richtig handeln zu können, müssen Einsatzkräfte im Alltag den Katastrophenfall proben – im Stadtgebiet der von starker Abwanderung betroffenen obersteirischen Bergbaustadt werden daher mehrere Trainingsbereiche für unterschiedliche Übungszwecke eingerichtet. „Die Infrastruktur des SIM-Campus wird nationalen und internationalen Einsatzkräften realitätsnahe Trainingsmöglichkeiten bieten und damit bestmöglich auf den Ernstfall vorbereiten“, so Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) am Donnerstag.

Ehemaliges LKH wird Trainingsspital

Dabei wird auch das ehemalige LKH Eisenerz integriert und als Simulations- und Trainingsspital dienen – es wird etwa für Übungen zur Evakuierung im Brandfall, zum Umgang mit kontaminierten Personen, zur Simulation von einem Seuchenausbruch oder den Massenanfall von Verletzten zur Verfügung stehen, schildert Harald Eiter, der Leiter der Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung.

„Zerstörte“ und „taktische“ Stadtteile

Bereits vorhandene Anlagen wie das Zentrum am Berg und die Einrichtungen des Roten Kreuzes wie auch die geplante Anlage des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes werden ebenfalls als Trainingsschauplätze eingebunden: In einem „zerstörten Stadtteil“ werden Einsatzkräfte unter anderem die Vermisstensuche nach einem Erdbeben üben können, auch an einen „taktischen Stadtteil“ werde gedacht: Er soll in einer unbewohnten Siedlung eingerichtet werden. „In dieser umfassenden Weise wird das Zentrum in Eisenerz einmalig sein“, betonte Schickhofer.

Geplant ist, das Zentrum als internationale Einrichtung unter der Schirmherrschaft der UN auszurichten. Eine wichtige Rolle werde auch die Katastrophendiplomatie spielen: Delegationen aus Israel, Palästina und Jordanien seien schon in Eisenerz gewesen, um sich vor Ort einen Eindruck von den Trainingsmöglichkeiten zu verschaffen. „Da wird sich vieles in weiterer Folge im Stillen abspielen“, sagte Schickhofer.

„Katastrophentourismus“ der anderen Art

Der dafür notwendige Ausbau der touristischen Infrastruktur in Eisenerz sei im Gange: Aus einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung wurde eine Drei-Stern-plus-Ferienanlage mit Appartements – rund 600 Personen können dort unterkommen. Im Endausbau will man Übernachtungsmöglichkeiten für 1.000 Personen bereithalten.

Das Land Steiermark investiert in den kommenden drei Jahren vorerst 2,5 Millionen Euro in die Umsetzung des SIM-Campus; parallel wird der Berufsfeuerwehrverband mit einer Million Euro für die Umsetzung eines Tunneltrainingszentrums am Erzberg ausgestattet. Im Mai 2018 hat in Eisenerz bereits eine international beschickte Katastrophenschutzübung der Europäischen Union stattgefunden. Die Europäische Kommission finanziert fünf große Übungen, die bis Juni 2021 unter der Leitung der Steiermark in Eisenerz stattfinden werden, mit 1,2 Millionen Euro.