Geerntete Äpfel liegen gesammelt herum
APA/dpa/Carmen Jaspersen
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Landwirtschaft

Volle Lager bringen Apfelbauern in Bedrängnis

Das Überangebot an Äpfeln im Vorjahr sorgt auch jetzt noch für randvolle Lager. Der Apfelpreis liegt weit unter dem Schnitt, und manche Sorten konnten noch gar nicht verkauft werden. Einige Apfelbauern fürchten daher um ihre Existenz.

Die steirische Obsternte hat sich aufgrund des kalten und nassen Mais um bis zu zwei Wochen verzögert. Jetzt ist sie in vollem Gange – steirische Erdbeeren gibt es schon, die Kirschen- und Marillenernte läuft auch. In den nächsten Wochen kommen Himbeeren, Heidelbeeren und Zwetschken dazu. Im Großen und Ganzen zeichnet sich für die steirischen Obstbauern ein gutes Erntejahr ab. Einzig die Apfelbauern sind nicht zufrieden. Das betrifft allerdings die vergangene Ernte.

Russland-Sanktionen machen heimischen Bauern Druck

Mit rund 6.500 Hektar Anbaufläche – das sind 80 Prozent der Gesamtfläche in Österreich – ist die Steiermark Apfelland Nummer eins. Nach den Frostjahren 2016 und 2017 war die Ernte im Vorjahr zufriedenstellend – von den österreichweit geernteten 240.000 Tonnen entfielen rund 188.000 Tonnen auf die steirischen Apfelbauern.

Ein Apfelbaum zeigt sich vor der Ernte mit roten Äpfeln.
APA/BARBARA GINDL
Die Apfelernte ist im vergangenen Jahr europaweit sehr gut ausgefallen – die Lager sind auch jetzt noch voll

Aufgrund des weltweiten Überangebots bleiben viele Bauern in der Steiermark aber auf ihrer Vorjahresernte sitzen, sagt Rupert Gsöls, Obmann der steirischen Erwerbsobstbauern: „Grund sind die überdimensionale Großernte in ganz Europa und die Nachwirkungen der Russland-Sanktionen. Weil unser größter Produzent in Europa, Polen, seinen Markt in Russland verloren hat und Polen mit seiner großen Menge auf ganz Europa drückt, wo wir eigentlich unsere Exportmärkte gehabt haben, die haben wir jetzt verloren. Sorten wie etwa ein Jonagold oder Idared, die sehr viel in Polen produziert werden, sind in Europa praktisch nicht zu verkaufen.“

Apfelbauern suchen Nischenmärkte

Weil der Apfelkonsum aufgrund der vielen Sorten, die das ganze Jahr über erhältlich sind, generell abnimmt und die internationalen Apfelpreise in den Keller rasseln, kommen heimische Apfelbauern in Bedrängnis. Ein Preis von 30 Cent pro Kilogramm wäre kostendeckend. Dieser Preis wird heuer nicht erreicht werden. So mancher Apfelbauer fürchtet um seine Existenz.

„Nicht nur die kleineren, sondern auch die größeren Betriebe, weil die wesentlich mehr Ausgaben haben. Wenn ich nur ein Beispiel nenne: die Arbeitskraftsituation. Der Pole, der auf den gleichen Verkaufsmarkt drängt, bezahlt seinem weißrussischen Arbeiter pro Tag, was wir in der Stunde an Kosten haben“, sagt Gsöls.

Viele steirische Apfelbauern suchen sich jetzt Nischen und finden diese über Clubsorten. Die Bauern schließen sich zu einem Konsortium zusammen, das vom Anbau bis zur Vermarktung des Apfels alles kontrolliert und steuert.