Untersuchung mit einem Stetoskop aufgenommen am Donnerstag, 22. August 2013, (gestellte Szene).
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Ärztekammer will Distriktsärzte zurück

2003 hat das Land der Steiermark die Distriktsärzte gesetzlich abgeschafft. Die Ärztekammer fordert die Politik jetzt auf, Distriktsärzte wieder einzuführen, denn das derzeitige System sei ihrer Ansicht nach nicht zufriedenstellend.

Seit der Abschaffung mittels Gesetzesbeschluss sinkt die Zahl der Distriktsärzte durch die laufenden Pensionierungen sukzessive: Waren es vor der Abschaffung rund 300, sind es derzeit laut Ärztekammer nur noch 66, und drei davon gehen heuer in Pension. Die Folge – laut Ärztekammer unklare Verhältnisse.

„Unklare Verhältnisse“

Wartezeiten bei der Totenbeschau etwa, nicht besetzte Distrikte, die von den bestehenden Distriktsärzten nicht mehr mitbetreut werden, oder der Ersatz von Distriktsärzten durch Gemeindeärzte, die aber oft andere Kompetenzen und unterschiedliche Verträge – zum Teil mit schlechten Konditionen – mit den Gemeinden haben, sagt der stellvertretende Präsident der Ärztekammer Steiermark, Norbert Meindl: „Die Distriktsärzte hatten zu Beginn ihrer Tätigkeit einen entsprechenden Kurs zu absolvieren, in dem speziell auf Aufgaben, die ein Distriktsarzt inne hat, geschult wurde – das gibt es jetzt nicht mehr.“

„Engpässe auf öffentlicher Seite“

Während Distriktsärzte das Land bezahlte, müssen für Gemeindeärzte die Kommunen aufkommen – und sie würden die Abschaffung der Distriktsärzte immer deutlicher spüren, sagt Meindl: „Wenn ich in einer Gemeinde etwa keine Totenbeschauer mehr habe, dann muss der Gemeindezuständige irgendeinen finden, der diese Aufgabe übernimmt. Oder wenn ich keinen Gemeindearzt habe, wer macht die Unterbringungseinweisungen in diverse Anstalten? Hier gibt es Engpässe auf öffentlicher Seite – die öffentliche Seite ist aber verpflichtet, diese Aufgaben zu gewährleisten und sie durchführen zu lassen.“

Bei den Distriktsärzten, die in einem Anstellungsverhältnis mit dem Land standen, war der Aufgabenbereich klar abgesteckt, bei den Gemeindeärzten ist das anders: „Wir Ärzte sind dazu nicht verpflichtet, wir gehen Verträge ein, die, wenn sie gut ausgestattet sind, auch angenommen werden – oder auch nicht.“

„Das Land ist gefordert“

Um wieder klare Verhältnisse zu schaffen, fordert der Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark, „dass es wieder eine Form von Distriktsärzten geben soll, wie immer man diese Aktivität auch betitelt, dass hier die klare Zuständigkeit für gewisse öffentliche Aufgaben dargestellt wird. Entsprechende Vertragsinhalte müssen vorhanden sein. Ich glaube, das Land ist gefordert und wird sich bewegen müssen“. Das Abschieben der Organisation und Kosten auf die Gemeinden werde sich auf lange Sicht nicht halten können, so der Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark.

Landesrat will Expertengremium zu Sanitätsdienst

Der Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) ging auf diese Forderung nicht konkret ein. Drexler schlägt aber generell eine Weiterentwicklung des öffentlichen Sanitätsdienstes vor. Drexler sagte, er werde ein Expertengremium einberufen, das an zeitgemäßen Modellen arbeiten soll. Dieses Gremium soll aus Vertretern von Gemeinde- und Städtebund, Ärztekammer, Gesundheitsfonds, Sozialversicherung, Landessanitätsdirektion, Polizei und KAGes bestehen. Der Gesundheitslandesrat kündigte auch an, er wolle nach der Nationalratswahl mit dem künftigen Gesundheitsminister über Maßnahmen gegen den Ärztemangel reden.