Pakete auf der Post
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Wirtschaft

Gewerkschaft: Zusteller „ausgenützt“

14-Stunden-Tage, massiver Zeit- und Leistungsdruck, ständige Kontrolle – im Gegenzug geringe Bezahlung und keine Überstundenabgeltung: Laut Gewerkschaft werden viele Paketzusteller regelrecht ausgenützt.

Der Onlinehandel nimmt von Jahr zu Jahr zu, und damit steigt auch die Arbeitsbelastung der Paketzusteller: Steiermarkweit liefern jährlich rund 1.300 Paketzusteller bis zu 23 Millionen Pakete aus.

„Die ganze Last landet beim Arbeitnehmer“

Die Arbeitsbedingungen mit bis zu 14-Stunden-Tagen seien mittlerweile unerträglich geworden, sagt Michaela Oberhofer, Geschäftsführerin der Gewerkschaft vida in der Steiermark: „Das sind keine Einzelfälle, sie werden immer wieder an die Gewerkschaft herangetragen. Die Kontrolle der Arbeitszeiten stellt sich in diesem Bereich als sehr schwierig dar, obwohl der Arbeitgeber eigentlich die Verpflichtung hätte, diese zu führen.“

Umgekehrt würden die Fahrer jedoch ständig über GPS kontrolliert, so Oberhofer weiter: „Die Kolleginnen und Kollegen haben teilweise auch mit Überladungen zu kämpfen, mit Zeitdruck, Druck von den Arbeitgebern – es landet im Grunde genommen die ganze Last der Zustellung bei den Arbeitnehmern.“

Unterbezahlt und schein-selbstständig

Zusteller seien in der Regel auch unterbezahlt, so die Gewerkschafterin: 1.300 Euro brutto oder weniger seien die Regel, Überstunden würden meist nicht abgegolten.

Ein weiteres Problem seien so genannte Schein-Selbstständigkeiten: „Das heißt, der Fahrer fährt zwar mit dem gebrandeten Firmen-Kleinbus, trägt auch die Dienstkleidung, aber fährt auf eigene Rechnung – und diese Schein-Selbstständigkeiten erzeugen natürlich Druck auf die realen Arbeitsverhältnisse, und die Lohnspirale dreht sich nach unten.“

Neuer gesetzlicher Rahmen gefordert

Das Geschäft mit dem Onlinehandel wächst enorm, der Umsatz sei jedoch rückgängig – daher würde Geld schlichtweg bei den Zustellern eingespart, so Oberhofer, und das schlägt sich in verheerenden Arbeitssituationen nieder.

Um diese zu verbessern, fordert die Gewerkschafterin rasch neue gesetzliche Rahmenbedingungen. Einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gibt es laut Michaela Oberhofer bereits ab dem kommenden Jahr: Da konnte für Paketzusteller ein Mindestgehalt von 1.500 Euro brutto durchgesetzt werden.