Bei der Berufsstarterbörse beobachten mit Schutzbrillen ausgerüstete Schüler das Schweißen einer sogenannten I-Naht.
dpa/Rainer Jensen
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Wirtschaft

Berufsorientierung gegen Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel in der Steiermark nimmt nicht ab. Mit Leitbetrieben und mehreren Gemeinden will die Wirtschaftskammer jetzt bereits bei Kindern und Jugendlichen ansetzen und hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt.

Aktuell fehlen steiermarkweit rund 25.000 Arbeitskräfte vor allem in technischen Bereichen. Geht es nach der Wirtschaftkammer könnte sich diese Zahl in den nächsten Jahren verdoppeln. Die Wirtschaftskammer will mit Leitbetrieben wie dem Anlagenbauer Knapp in Hart bei Graz und mit Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung gegensteuern.

Falsche Entscheidungen und verzweifelte Suche

Durch falsche Ausbildungsentscheidungen gehen dem steirischen Arbeitsmarkt jedes Jahr Tausende Jugendliche und in weiterer Folge Fachkräfte verloren, hieß es seitens der Wirtschafskammer. Das bestätigte auch KNAPP AG-Vorstand Christian Grabner. „Wir sind ein Technologieunternehmen, das ganz stark Mitarbeiter mit gewissen technischen Skills sucht. Wir suchen aber auch in allen anderen Bereichen, vom Steuer- über den Zoll- bis zum Finanzbereich. Auf der anderen Seite suchen wir Softwareentwickler, junge HTLer, die vielleicht auch internationale Karrieren anstreben. Und auch Facharbeiter für unsere Produktion.“

Interesse schon im Kindergarten wecken

Rund 70 Stellen sind bei KNAPP derzeit unbesetzt. Daher versucht das Unternehmen potentielle Arbeitskräfte schon sehr früh zu erreichen, „wo wir gemeinsam mit Schulen spielerisch versuchen, unsere Themen näher zu bringen und junge Menschen dafür zu begeistern. Wir starten da sehr früh, beispielsweise mit Kindertagen, wo wir die KNAPP-Welt auch schon Sechs- bis Zehnjährigen näherbringen können“, so Grabner. Auch Lehre mit Matura werde bei KNAPP vermehrt angeboten und auch gut angenommen.

„Bildung 2030“ im Lehrplan

Ähnlich das Projekt „Bildung 2030“ in der Modellregion Graz-Umgebung Süd. In sechs Gemeinden sollen ab dem kommenden Schuljahr verstärkt Motorik, Sensorik und körperliche Aktivität in den Lehrplan von Volksschulkindern integriert werden.

„Wir sehen in unserem ‚Talentcenter‘, dass viele Jugendliche vor allem im motorischen Bereich Defizite haben. Daher schauen wir, dass sie das Erfühlen und das Bearbeiten von Materialien erleben können. Und vor allem auch die Freude und die Begeisterung daran entwickeln, was man mit den eigenen Fingern produzieren kann“, so Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk. Dazu kommen schon in der Volksschule Exkursionen und Betriebsbesichtigungen.