Gegen 21.00 Uhr am Dienstag erstattete der Partner der 27-Jährigen die Anzeige, dass seine Partnerin mit ihrem Rad seit den Nachmittagsstunden im Raum Kumberg im Bezirk Graz-Umgebung unterwegs und bisher nicht zurückgekehrt sei. Eine Suchaktion mit 100 Polizeikräften blieb zunächst erfolglos, um 23.50 Uhr teilte der Anzeiger mit, dass seine Partnerin soeben von einem Unbekannten nach Hause gebracht worden sei.
Von Autolenker angefahren, mit Isolierband gefesselt
Die Ermittlungen der Polizei ergaben: Die Frau war mit ihrem Rennrad im Bereich Kumberg-Schöckl unterwegs gewesen und wurde gegen 17.00 Uhr von einem Autolenker angefahren, wobei sie stürzte. Noch an der Unfallstelle soll der Unbekannte sie geschlagen, mit einem Isolierband gefesselt und ins Auto gezerrt haben. Das Rennrad nahm er ebenfalls mit. Dann fuhr er mit ihr zu einem abgelegenen Wohnhaus. Dort soll er die Frau mehrere Stunden festgehalten und auch mit einem Messer bedroht haben.
Die Frau konnte ihn schließlich überreden, die Fesseln zu lösen und sie nach Hause zu bringen. Das tat er auch und nahm sogar das Rennrad mit. Die Frau wurde mit einem gebrochenen Arm sowie Prellungen und Schürfwunden ins LKH Graz gebracht.
33-Jähriger als Tatverdächtiger ausgeforscht
Sofort begannen umfangreiche kriminalistische Maßnahmen: So wurde etwa der Fahrradcomputer ausgelesen, was ein Bewegungsprofil brachte. Aufgrund dieser und anderer Erkenntnisse wurde ein 33-Jähriger aus dem Bezirk Graz-Umgebung als Tatverdächtiger ausgeforscht.
Cobra-Kräfte nahmen Mann fest
Dieser wurde gegen 3.00 Uhr vom Einsatzkommando Cobra in seinem Wohnhaus im Raum Kumberg festgenommen. Das dürfte auch der Ort sein, wo die Frau festgehalten wurde, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann ist laut Polizei auf der örtlichen Inspektion zwar bekannt, aber noch nicht durch Gewalttaten aufgefallen. „Es sieht so aus, als ob psychische Probleme des Mannes im Raum stünden“, sagte ein Polizist.
Prügel und Badewanne mit kaltem Wasser
Am Mittwoch wurde das Opfer von Kriminalisten befragt. Im wesentlichen sei die Frau bei ihrer Darstellung geblieben, hieß es seitens der Landespolizeidirektion. „Allerdings gibt es leichte Erinnerungslücken, das ist verständlich angesichts der Ereignisse“, meinte ein Polizeisprecher. So könne sich die 27-Jährige nicht genau entsinnen, wo sie von dem mutmaßlichen Täter gerammt worden sei. Es sei in der Nähe einer Kreuzung gewesen, das werde nun überprüft.
Sie wollte ihn, nachdem sie mit ihrem Rennrad gestürzt war und sich einen Unterarmbruch zugezogen habe, noch zur Rede stellen, gab die Frau an, da habe er bereits mit einem Prügel auf sie eingeschlagen. Auch später, im Haus des Mannes, sei sie gepeinigt worden. Sie sei gefesselt worden, auch habe der Täter sie in eine Badewanne voll kalten Wassers gedrängt.
Motiv unklar
Eine Gesprächsbasis gab es laut Polizei, nach Stunden konnte die Frau ihn überreden, sie nach Hause zu bringen. Ob der Mann in dem Haus, in dem er offenbar alleine wohnte, etwas zum Festhalten der Frau vorbereitet hatte, konnte vorerst nicht gesagt werden. Der Steirer, der besachwaltet wird, wurde noch nicht einvernommen, das soll in den Abendstunden oder Donnerstagfrüh geschehen, sagte der Sprecher. Zum Motiv der Tat lagen am Mittwochnachmittag noch keine Erkenntnisse vor.
Verletzte postete: „Wie in einem schlechten Film“
Die Frau selbst postete Mittwochfrüh auf ihrem Facebook-Account aus dem Spital: „Tausend Dank an alle, die mich gestern gesucht haben – ihr hättet mich nicht finden können. Ich wurde angefahren, zusammen geschlagen, gefesselt und in ein kleines Haus abseits der Straße gebracht – wie in einem schlechten Film. Gottseidank konnte ich mich befreien und bin bis auf eine gebrochene Hand und eine Kopfverletzung wohlauf.“