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APA/HANS PUNZ
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Wirtschaft

Arzt ohne Hausapotheke will Praxis zusperren

Die Gemeinde Scheifling im Bezirk Murau kämpft gegen den Verlust des einzigen Hausarztes. Ihm wurde innerhalb von knapp drei Jahren drei Mal seine Hausapotheke entzogen. Jetzt will er seine Arztpraxis zusperren.

Im Oktober 2016 eröffnete Farhad Dianat in Scheifling seine Arztpraxis. Bereits zu diesem Zeitpunkt suchte eine Apothekerin aus einer Nachbargemeinde um die Konzession für den Bau einer Apotheke in Scheifling an. Nach mehreren Beschwerden und einer Revision seitens der möglichen zukünftigen Apothekenbetreiberin wurde Dianat in den vergangenen zweieinhalb Jahren zwei Mal die Hausapotheke entzogen, später wieder zurückgegeben.

Dritter negativer Bescheid

Vor zwei Wochen bekam er wieder einen negativen Bescheid, zum nun bereits dritten Mal. Die Abstände zwischen Arztpraxen mit Hausapotheke und den öffentlichen Apotheken ist im Gesetz auf den Meter genau geregelt: Sechs Kilometer Abstand müssen zwischen einer neuen Hausapotheke und einer öffentlichen Apotheke sein, damit beide bestehen können – mehr dazu in Hausapotheke: Ärztekammer fordert Neuregelung.

Artzt will aus finanziellen Gründen aufgeben

Laut Gesetz ist eine Konzessionserteilung für die geplante Apotheke auf dem Papier gleichwertig mit einer bereits bestehenden. Doch noch ist vom Bau einer Apotheke nichts in Sicht, und in Kürze wird es in Scheifling wohl auch keinen Hausarzt mehr geben. Denn Fahad Dianat will nicht nur aus finanziellen Gründen die Reißleine ziehen. „Aus wirtschaftlicher Sicht ist es für mich nicht möglich und zumutbar und für die Patienten ist es sehr erschwert. Es befindet sich in unserer Ortschaft keine Apotheke, zumindest noch nicht. Die Patienten müssen, wenn sie zu mir kommen, mit dem Rezept zwölfeinhalb Kilometer, das ist der Weg zur nächsten Apotheke, zurücklegen. Für die Patienten ist es mühsam und nicht möglich. Dann gehen sie lieber drei Kilometer zum nächsten Hausarzt. Dort gibt es Hausapotheke, dort bekommen sie dann auch ihre Medikamente“, so der Arzt.

Bürgermeister: Einzigartige Situation

Für Bürgermeister Gottfried Reif (ÖVP) wäre der Abgang des praktischen Arztes eine Katastrophe. Er glaube nicht, dass ohne Hausapotheke ein Nachfolger gefunden werden könnte, so Reif: „Wir wissen, dass Scheifling von der Größe her und der Ausrichtung her irgendwann eine Apotheke kriegen wird. Das große Problem ist eben wirklich, dass wir derzeit gar nichts haben, und ich glaube, wir haben in Scheifling auch die einzigartige Situation – ich glaube, das hat es in ganz Österreich noch nie gegeben – dass einem Hausarzt dreimal die Hausapotheke gestrichen wird, zwei Mal wieder aufgemacht und zwei Mal musste er sie ausräumen.“

Um Lösung bemüht

Bürgermeister Reif will nun mit den möglichen Betreibern der Apotheke eine Lösung finden. Sein Ziel: Bis zur tatsächlichen Umsetzung einer Apotheke in Scheifling soll der praktische Arzt eine Hausapotheke weiterführen können.