Wetter

Hagel und Hochwasser in der Steiermark

Starke Unwetterzellen haben sich am Wochenende über Teilen der Obersteiermark entladen, es gab etliche Blitzschläge und punktuelle Hagelschauer. Auch im Süden und in Graz waren die Feuerwehren im Dauereinsatz – und sind es vielerorts noch immer.

Abkühlung:

Mit den Unwettern ging auch eine Abkühlung einher. Die aktuellen Wetterwerte und -Warnungen finden Sie unter wetter.ORF.at

Brände nach Blitzschlägen, unter Wasser gesetzte Keller, abgedeckte Dächer, überflutete Straßen – das Unwetter zog am Samstag eine Spur der Verwüstung nach sich und auch am Sonntag gab es heftige Regenfälle.

„Besonders stark betroffen von diesem Elementarereignis waren bzw. sind die Bereichsfeuerwehrverbände Feldbach, Leibnitz, Graz-Umgebung und Mürzzuschlag. Erhöhte Einsatztätigkeiten gab es auch in Voitsberg, Radkersburg, Bruck an der Mur, Deutschlandsberg, Knittelfeld, Judenburg, Liezen und Hartberg“, so Thomas Zeiler vom Landesfeuerwehrverband Steiermark.

Sabine Schink hat die Unwettereinsätze für Radio Steiermark zusammengefasst

Unzählige Meldungen gingen bei den Feuerwehren ein: Durch die Niederschläge wurden vor allem im Mürztal, aber auch in Graz-Umgebung Keller und Garagen unter Wasser gesetzt, Bäume stürzten um. Betroffen waren vor allem die Jasnitz bei Allerheiligen oder Freßnitz bei Mürzzuschlag, aber auch Turnau, die Veitsch und Mürzzuschlag selbst.

Überschwemmung in Hitzendorf
FF Hitzendorf
Auch in Graz-Umgebung standen laut den Feuerwehren Berndorf und Hitzendorf zwei Keller unter Wasser – ebenso die Tiefgarage einer Bank. Einen weiteren Wassereintritt gab es im Kindergarten Hitzendorf.

Im Bezirk Südoststeiermark, konkret im Raum Feldbach, wurden dutzende Hausdächer durch den Hagel schwer beschädigt oder durch den Sturm überhaupt komplett abgedeckt. Auch im Bezirk Graz-Umgebung wurde ein landwirtschaftliches Gebäude durch den Sturm und den Hagel abgedeckt.

Ein Einsatzbefehl für die FF Berndorf lautete „Abgedecktes Hallendach bei einem Betrieb im Einsatzgebiet!“
FF Hitzendorf / FF Berndorf
Ein Einsatzbefehl für die FF Berndorf lautete „abgedecktes Hallendach bei einem Betrieb im Einsatzgebiet!“

In Wartberg im Mürztal gingen zehn Wehren mit rund 200 Einsatzkräften von einer Übung am Sportplatz direkt in den Einsatz: Straßenunterführungen waren überflutet, Kellerräume mit Wasser voll und im Freßnitzgraben bei Krieglach ging eine Mure ab. Eine bei einer Fischerhütte befindliche Rollstuhlfahrerin saß fest. Erst durch den Einsatz eines Baggers der Marktgemeinde Krieglach und Hilfe durch die Feuerwehr Freßnitz konnte die Straße wieder freigeräumt werden: Die Frau gelangte unversehrt nach Hause.

Behinderungen auf den Straßen

Auf der Semmering Schnellstraße (S36) regnete und hagelte es stellenweise so heftig beziehungsweise dicht, dass Autofahrer extrem langsam fahren mussten oder überhaupt am Fahrbahnrand stehen blieben. Im Bereich der Anschlussstelle Langenwang gab es in beiden Richtungen Stau: Pkw-Lenker hatten unter den Unterführungen mit ihren Fahrzeugen Schutz vor dem Hagel gesucht, wie aus der ÖAMTC-Verkehrslagekarte hervorging.

Ein Murenabgang im Bezirk Mürzzuschlag.
APA/PUSTERHOFER
Ein Murenabgang im Bezirk Mürzzuschlag hat für große Schäden gesorgt.
Ein Murenabgang im Bezirk Mürzzuschlag.
APA/PUSTERHOFER
Die Aufräumarbeiten dauern vielerorts noch an.

Die Regenfälle waren teilweise so stark, dass sie von den Messstationen nicht mehr angezeigt werden konnten, heißt es aus dem Büro des zuständigen Katastrophenreferenten. Auf der Mariazeller Straße (B20) gab es bei Turnau zwischen Au und Seewiesen in beiden Richtungen Behinderungen durch Aufräumarbeiten nach einem Murenabgang.

Einsatz der Feuerwehr Kleinlobming nach einem Murenabgang
FF Hitzendorf / FF Berndorf
Ein Bagger wurde angefordert, um der tonnenschweren Geröllmassen nach einem Murenabgang in Kleinlobming Herr zu werden.

Auch in Kleinlobming im Bezirk Murtal wurde durch das Unwetter gegen 18.15 Uhr eine Mure ausgelöst. Der Lobmingbach trat über die Ufer, dutzende Kubikmeter an Schlamm- und Geröllmassen setzten sich dabei in Bewegung und trafen schlussendlich auf den Keller eines Einfamilienhauses, wie ein Feuerwehrmann schilderte. Ein Bagger musste angefordert werden, um der tonnenschweren Geröllmassen Herr zu werden.

Brand nach Blitzschlag: 80 Helfer im Einsatz

In Lemberg im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld geriet der Dachstuhl eines Nebengebäudes vermutlich durch einen Blitzschlag in Brand: Die Freiwilligen Feuerwehren, Buch-St. Magdalena, Sebersdorf, Ebersdorf, Bad Waltersdorf und Wörth waren mit 80 Feuerwehrleuten im Einsatz und konnten den Brand unter Kontrolle bringen. Der Dachstuhl brannte jedoch zur Gänze ab.

Ein Hagelkorn , niedergegangen im Bezirk Mürzzuschlag.
APA/PUSTERHOFER
Die Hagelschloßen waren groß wie Hühnereier.

In Pernegg im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag gingen Hagelschloßen so groß wie Hühnereier nieder. Die Feuerwehren waren in Straßen und Kellern mit den Aufräumarbeiten ebenso beschäftigt wie Private.

Drei Millionen Euro Schäden in der Landwirtschaft

Auch die Landwirtschaft hat der Hagel wieder getroffen. Auf einer Fläche von 12.000 Hektar vorwiegend in der südlichen Steiermark aber auch in den Grenzgebieten zu Kärnten und dem Burgendland ist laut Hagelversicherung ein Schaden von etwa drei Millionen Euro entstanden.

Rund 70 Wehren im Einsatz

In den späten Nachmittagsstunden erreichte die Unwetterfront auch die südlichen Teile der Steiermark und die Landeshauptstadt Graz. Dort gingen Starkregen und vereinzelt Hagel nieder. Rund 70 Wehren mit insgesamt etwa 1000 Kräften standen laut Landesfeuerwehrverband steiermarkweit im Einsatz, unter anderem auch zu Auspumparbeiten.

Etwa 5.500 Haushalte waren am Samstag nach den Gewittern ohne Strom, weil Bäume auf Stromleitungen gefallen waren oder Blitzschläge Kurzschlüsse an Trafostationen ausgelöst haben. Die Schäden konnten in der Nacht laut Energie Steiermark zumindest provisorisch wieder behoben werden. 100 Monteure waren stundenlang im Einsatz.

Bergretter nach Blitzschlag in Gefahr

Gefährlich war auch eine Bergrettung im Bezirk Liezen: Hier wurden sechs Bergretter am Klettersteig Kaisergams im Gemeindegebiet Landl indirekt von einem Blitz getroffen und verletzt. Die Männer waren am Abstieg, nachdem sie zuvor einen in Not geratenen Kletterer gerettet hatten. Drei von ihnen wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 28.7.2019

Bei einer Bergtour in Ardning, ebenfalls im Bezirk Liezen, verlor eine 24-jährige Tschechin ihr Leben: Als sie den Gipfel des Bosruck erreichte und sich im Gewitter am schmalen, teils ausgesetzten Steig zwischen Bosruck und Kitzstein befand, dürfte sie am regennassen Wandersteig ausgerutscht sein: Sie stürzte rund 150 Meter in das steile felsdurchsetzte Gelände ab.

39-jähriger Wanderer gerettet

Mit dem Schrecken davon kam ein 39-jähriger Wiener: Er war am Samstagvormittag von der Austriahütte in Liezen über die Dachsteinsüdwandhütte zum Klettersteig „Der Johann“ aufgestiegen. Aufgrund des starken Regens entschied sich der Mann, wieder ins Tal abzusteigen, verfehlte jedoch die Abstiegsmarkierungen und geriet zu einem Wandabbruch, der ihm den weiteren Weg ins Tal versperrte. Einsatzkräfte der Bergrettung Ramsau am Dachstein sowie ein Alpinpolizist konnten den Mann unverletzt retten.