Ein Arbeiter enthüllt Verkehrsschild das auf die Tempobeschränkung von 140 km/h hinweist am Mittwoch, 1. August 2018, auf der A1 bei Ornding.
APA/ROLAND SCHLAGER
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Chronik

Diskussion um C02-Belastung bei Tempo 140

Wie umweltschädlich ist Tempo 140? Laut Greenpeace und Verkehrsclub Österreich ist der CO2-Ausstoß wesentlich größer als nach einem von der ASFINAG in Auftrag gegebenen Gutachten angenommen. Auch in der Steiermark war eine Teststrecke angedacht.

Die Teststrecken mit Tempo 140 auf der Autobahn in Nieder- und Oberösterreich waren ein Lieblingsprojekt des ehemaligen FPÖ-Verkehrsministers Norbert Hofer. Nachdem ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten im Auftrag der ASFINAG besagte, dass die Umweltbelastung dadurch kaum gestiegen sei, hat sich auch der steirische FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek für eine Tempo-140-Teststrecke in der Steiermark stark gemacht.

Auf der Westbahn darf bereits seit 1. August 2018 auf bestimmten Streckenabschnitten um zehn Km/h schneller gefahren werden. Die ASFINAG zog dazu eine positive Bilanz: So seien die Unfälle mit Personenschaden weniger geworden, die Lärmbelastung nicht wesentlich gestiegen – und auch die Umweltbelastung.

50.000 zusätzliche Autos:

Würde man Tempo 140 österreichweit auf zwei Drittel der Autobahnen ausdehnen, würden die Co2-Emissionen nach einer Schätzung der Umweltschützer um 100.000 Tonnen pro Jahr zunehmen. Das entspreche der Menge von 50.000 zusätzlichen Autos.

„Fragwürdige Auswertungsmethode“

Letzterem Punkt widerspricht Greenpeace nun vehement: Die CO2-Emissionen seien wesentlich stärker gestiegen als von der ASFINAG behauptet: „Wir gehen nicht mit einer Zunahme von einem oder zwei Prozent aus, sondern etwa vom Doppelten – mindestens 2,6 Prozent! Im Bereich des Pkw-Verkehrs dürften die Zunahmen sogar über drei Prozent liegen“, so Volker Plass von Greenpeace. Er kritisiert die „fragwürdige Auswertungsmethode der Gutachter“.

Man habe nämlich auch die Emissionen des Schwerverkehrs eingerechnet, so Markus Gansterer vom Verkehrsclub Österreich: „Die machen circa die Hälfte des CO2-Ausstoßes auf der Strecke aus und die drücken natürlich den Gesamtschnitt nach unten, weil die Lkws fahren weiterhin Tempo 80.“

Umweltlandesrat sieht sich bestätigt

Der steirische Umwelt- und Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) sieht sich bestätigt und spricht sich im Sinne des Umweltschutzes erneut gegen Tempo 140 aus. Aufgrund des positiven Gutachtens der ASFINAG forderte Klubobmann Mario Kunasek ja Teststrecken in der Steiermark einzuführen. Damit wäre den unzähligen Pendlern geholfen, so Kunasek damals.

FPÖ hält an Plan für steirische Teststrecken fest

„Wir sehen keinen Grund, an den Messergebnissen zu zweifeln. Die parteipolitisch motivierten Aussagen von Greenpeace richten sich selbst und sind der plumpe Versuch, ein zukunftsträchtiges Verkehrsprojekt schlecht zu machen. Man hat bei den Aussagen von Greenpeace den Eindruck, dass es sich mehr um Parteipolitik zugunsten der Grünen handelt. Wir halten an der Forderung, Tempo-140-Teststrecken in der Grünen Mark zu etablieren, jedenfalls fest", hieß es am Dienstag von FPÖ-LAndesparteisekretär Stefan Hermann.

Fakt ist: Die Entscheidung, wie es mit Tempo 140 weitergeht, wird die Bundesregierung treffen. Und da das Thema sehr brisant ist, wird die Causa wohl erst nach der Wahl im September entschieden.