Ein Hund steht im Tierheim in einem Hundezwinger
APA/dpa/Christoph Schmidt
ORF
Chronik

Konsequenzen nach Hundebiss in Tierheim

Die Hundeattacke am Wochenende in einem Tierheim in der Südsteiermark könnte auch rechtliche Folgen haben. Das Tierheim prüft Schritte gegen den ehemaligen Besitzer, Tests für neu aufgenommene Hunde sollen ausgeweitet werden.

Am Wochenende griff ein Hund in dem Tierheim in Straß zwei Betreuerinnen an, biss sie am ganzen Körper und verletzte beide schwer. Der Schreck nach dem Vorfall sitzt noch immer tief. Die beiden Betreuerinnen müssen weiterhin im Krankenhaus bleiben.

Anzeige gegen Besitzer wird geprüft

Der Besitzer aus Wien soll den Hund abgegeben haben, ohne gegenüber Tierheimmitarbeiterinnen von groben Problemen gesprochen zu haben, lediglich von Zwicken sei die Rede gewesen, sagte der Obmann des Tierheims in Straß, Karl Forstner. Der Besitzer habe die Frauen daher akut gefährdet. „Er ist konkret von den Mitarbeitern gefragt worden, was er mit Zwicken meine, ob der Hund auch richtig beiße, und er hat gesagt: ’Nein, beißen tut er nicht, er zwickt hin, wenn er sich schreckt, und das ist ganz was anderes wie der Blutrausch, den der Hund hinterlassen hat.“ Weil man im Tierheim nach der Attacke davon ausgeht, dass der Hund negative Erfahrungen mit Menschen hatte, werde man eine Anzeige wegen Gemeingefährdung prüfen.

Ampelsystem hätte Angriff verhindern können

Wäre nämlich klar gewesen, dass der Hund gefährlich ist, hätte man ihn nach einem Ampelsystem auf Rot eingestuft und Hundetrainer hätten sich intensiv mit dem Tier beschäftigt. „Die machen verschiedene Provokationstests, zum Beispiel starren sie ihm in die Augen oder heben irgendwelche Gegenstände auf, spielen ihnen Geräusche vor. Da kann man dann schon einige Aussagen über den Hund treffen und trotzdem bleibt man dann aber noch vorsichtig. Aber prinzipiell: Wenn jemand ankommt und sagt, der Hund beißt, ist er automatisch rot.“

Viele Besitzer sagen die Wahrheit

Diese Tests werde man aufgrund des Vorfalls künftig auch ausweiten. Oft weiß man aber schon bei der Ankunft eines neuen Hundes im Tierheim, dass es eine negative Vorgeschichte gibt, denn viele Besitzer würden die Wahrheit sagen. „Die Besitzer wissen im Hintergrund natürlich, dass dann etwas passieren kann und passiert, wenn sie das nicht sagen, also die meisten sind ehrlich.“

Man habe auch nichts zu befürchten, wenn man einen Problemhund abgibt, so der Tierheimobmann. Die Konsequenzen bei einer Attacke sind weitaus schlimmer, auch für den Hund: In diesem Fall wurde er laut Forstner bereits eingeschläfert.

Hundezahn steckte im Arm des Opfers

Die Polizei wird den Akt der Staatsanwaltschaft Graz übermitteln. Diese muss dann entscheiden, ob weitere Ermittlungen eingeleitet werden. Der ursprüngliche Besitzer wurde ausgeforscht. Aus dem LKH Graz hieß es, dass sich die gebissene 54-Jährige auf dem Weg der Besserung befindet. In einem Arm wurde sogar ein Hundezahn gefunden.

Der Zustand der 54-jährigen, freiwilligen Helferin, die die 18-jährige Pflegerin am Wochenende vor dem Hund geschützt und dabei schwerste Verletzungen an den Unterarmen erlitten hatte, war am Montag stabil. Die Frau wurde am LKH Graz notoperiert. „Sie wird demnächst auf die Normalstation verlegt werden“, sagte Patricia Lebo von der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Die Muskulatur wurde von den Bissen schwer geschädigt. „Es wird noch mehrere Operationen, vor allem am Streckapparat, brauchen, damit wieder eine gute Funktion erzielt wird“, urteilte die Medizinerin.