Lehrling schweißt
pixabay/skeeze
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Wirtschaft

Asyl: Unternehmer wollen Lehrlinge halten

In der Steiermark sind derzeit 118 Asylwerber als Lehrlinge beschäftigt. Bekommen sie einen negativen Asylbescheid, müssen sie Österreich verlassen. Bei vielen Chefs sorgt diese Situation für Unverständnis.

Die ehemalige Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat kürzlich angedeutet, dass die aktuelle Regelung zur Lehre für Asylwerber geändert werden könnte. Derzeit müssen Lehrlinge, deren Asylverfahren negativ abgeschlossen wird, die Ausbildung vorzeitig beenden und das Land verlassen.

Unverständnis bei Firmenchefs

Bei Chefs sorgt das für Unverständnis – immerhin stecke man Zeit und Geld in die Ausbildung, die dann nicht abgeschlossen werden kann. Man müsse dementsprechend darauf hoffen, dass der Asylbescheid positiv ausfällt. Die Wirtschaftskammer hat diese Regelung mehrmals kritisiert. ORF Steiermark hat sich bei einigen Unternehmern umgehört und sie nach ihrer Meinung gefragt.

Im Kaufhaus Hubmann in Stainz hat man lange einen Lehrling gesucht. Vor knapp zwei Jahren hat Florian Hubmann den jungen Afghanen Wased gefunden und angestellt. Er möchte ihn auch behalten: „Für viele Berufe ist die Situation am Arbeitsmarkt ganz schwer. Es ist auch klar, dass der steirische Mittelstand gute Mitarbeiter braucht, um die Qualität weiter zu bieten. Wenn es Mitarbeiter gibt, die all das erfüllen, die auch eine Sicherheit für die Zukunft des Unternehmens bieten, dann kann ich das nicht nachvollziehen, warum diese Leute nicht bleiben dürfen, wenn sie so dringend gebraucht werden.“

Fehlende Planungssicherheit

Nicht zu wissen, wie es weitergeht, ist demnach nicht nur für die jungen Lehrlinge schwierig, sondern auch für deren Chefs. Marcus Köhl von der Firma Climacraft in Traboch hat derartige Erfahrungen gemacht. Ein afghanischer Mitarbeiter musste gegen Ende des zweiten Lehrjahres abgemeldet werden, weil der Asylbescheid negativ ausgefallen ist.

„Wenn ich bei einem Stammtisch bin versteht es keiner. Es versteht die normale Bevölkerung mit der ich kommuniziere nicht, was da passiert. Man lässt fleißige Leute nicht im Land und die, die etwas anstellen, die lassen wir da. Das ist nicht logisch, das kann man keinem Menschen erklären und das gehört sich auch nicht“, meint Köhl.

Hoffen auf Systemänderung

Auch Bäcker Dominik Köck aus Mürzzuschlag musste einen Lehrling abmelden: „Für uns ist es natürlich ein schwerer Verlust. Unser Lehrling war ein sehr wichtiger Bestandteil in der Bäckerei. Bis heute haben wir die Lücke nicht schließen können und wir tun uns sehr schwer, in unserer Region Lehrlinge zu finden. Wir sind von Abwanderung betroffen und haben bis heute keinen richtigen Ersatz finden können.“

Hans Windisch vom Hügellandhof will seine beiden Koch- und Kellnerlehrlinge behalten. Er hofft auf eine Änderung der Regelung: „Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen, warum man Mitarbeiter, Lehrlinge, zukünftige Fachkräfte abschiebt. Es ist eine Win-win-Situation für alle. Sie zahlen ins Sozialsystem ein, wir sind froh, dass wir Fachkräfte haben und sie können sich eine Existenz aufbauen.“