Spenden, tauschen oder doch lieber verkaufen? In Zeiten des World Wide Web gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten, das Leben jener Dinge, deren Zeit bei einem selbst abgelaufen sind, zu verlängern. Der Verschenkladen in Graz ist eine davon.

Bepackt mit kleinen Kostbarkeiten von einmal verwendeten Nagellacken bis hin zu noch nie verwendeten Dekoartikeln ist Sabine Krendl in der Leonhardstraße 38 angekommen: „Ich habe bei mir zuhause aussortiert und dabei einige Dinge gefunden, die ich hergeben möchte. Aber ich habe hier auch etwas gefunden, das ich gerne mitnehmen möchte“, erzählt die Grazerin mit einem neuen alten Pullover in der Hand, den sie eben im Verschenkladen entdeckt hat.
Nachhaltig in Graz
Ihre Nagellacke sind schon in die Hände von Beatrix Altendorfer gewandert, die den Verschenkladen als eines von vielen Projekten im Rahmen ihrer Initiative „Nachhaltig in Graz“ eröffnet hat: „Mit Nachhaltig in Graz haben wir vor zweieinhalb Jahren unsere Info-Webseite gestartet. Wir informieren dort über einen umweltbewussten Lebensstil mit Schwerpunkt auf Graz, das heißt: Wo kann man verpackungsfrei einkaufen, wo gibt es offene Bücherregale, wo gibt es Milchautomaten?“
Oder wo wird was verschenkt? „Wir haben gesagt, wir mieten den Laden jetzt einfach und werden vorher gar nicht viel herumkalkulieren. Dann haben wir beim Bezirksrat St. Leonhard um eine Förderung angesucht und auch bekommen. Der Rest wird über Spenden aufgetrieben“, verrät Altendorfer.
Ressourcenschonung: „Weniger ist mehr“
Für ihre Kunden, die hier sprichwörtlich shoppen können, ohne Geld auszugeben, spiele vor allem auch der Umweltgedanke eine Rolle: „Die Ressourcenschonung“, betont Krendl, „weniger ist mehr. Ich lebe einfach befreiter so und kann das nur empfehlen. Aber natürlich soll das nicht dazu führen, dass man alles hergibt und dann wieder nachkauft, weil man draufkommt, dass es fehlt. Es geht um bewusste Entscheidungen: Was gebe ich weg, was brauche ich wirklich nicht mehr“.

Das wandert im Verschenkladen in die Hände vieler Ehrenamtlicher. Die Arbeit ist umfangreich, gibt aber auch einiges zurück, verrät Helferin Rosemarie Kner beim Sortieren einiger neuer alter Stücke: „Mir ist nie langweilig und kann mir die Zeit gut einteilen; und was so schön ist: Man wird gebraucht. Das ist schön in der Pension.“
Ein kreativer Kreislauf
Gebraucht werden auch viele Sachspenden. Gern wird von den Kunden etwa zu Geschirr oder Kosmetika gegriffen. Aber auch die Künstlerszene bedient sich gern im Verschenkladen, bestätigt „Nachhaltig in Graz“-Mitbegründerin Andrea Breithuber: „In Graz gibt es eine große Upcyclingszene, es gibt Leute, die stellen Schmuck her, Taschen, Lampenschirme, Kleider – also alles wird aus Sachen hergestellt, die schon existieren“ – ein kreativer wie nachhaltiger Kreislauf, der sich hier schließt.