Gebäude im Bauprozess
TU Graz
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Umwelt

Zukunftsstrategien für nachhaltiges Bauen

Noch bis Samstag findet an der TU Graz eine internationale Tagung zum Thema Nachhaltiges Bauen statt. Dabei geht es unter anderem um Zukunftsstrategien für Neubau und Modernisierung.

Drei Tage lang diskutieren Experten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz darüber, welche Zukunftsstrategien für den Neubau und die Modernisierung von Gebäuden nötig sind, damit die Branche ihren Beitrag zum Erreichen der EU-Klimaziele leisten kann.

Bei einem Pressefrühstück im Vorfeld betonte am Mittwoch die bekannte österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb einmal mehr, dass es – wie praktisch in allen Lebensbereichen – auch in der Baubranche ein dramatisches und massives Umdenken braucht.

Starke Reduktion von Treibhausgas-Emissionen notwendig

Um den Klimawandel einigermaßen in den Griff zu bekommen, muss auch Österreich seine derzeitigen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbieren und bis 2050 praktisch auf Null zurück fahren.

Eine gewaltige Herausforderung, die massive Veränderungen in allen Lebensbereichen voraussetzt – auch in der Bauwirtschaft, wie Kromp-Kolb betont: „Was wir falsch bauen, das ist auf lange Sicht falsch – deshalb ist die Bauindustrie ein ganz wesentlicher Faktor. Außerdem ist es das, was uns ständig umgibt, was wir leben und erleben, das muss uns signalisieren, wo es eigentlich hingehen muss.“

Widerstandsfähiger und nachhaltiger Bau erforderlich

Es müsste in Richtung von klimaresilienten, nachhaltigen Gebäuden gehen, wie auch der Grazer TU-Professor Alexander Passer vom Institut für Baustofftechnologie betont – konkret heißt das möglichst wenig oder am besten gar keine CO2-Emissionen beim Bau, bei der Herstellung der Rohstoffe und im Betrieb der Gebäude. Stattdessen sollten Neubauten künftig möglichst erneuerbare Energie produzieren, anstatt Ressourcen zu verbrauchen.

Das erfordere auch eine Änderung der derzeitigen Baugesetze, so Passer: „Es wird zu einer Veränderung vom Heiz- und Kühlbedarf kommen und aus meiner Sicht müssen diese Dinge, von denen wir jetzt schon wissen, dass sie anders werden, in die Planung miteinfließen.“ Bei der Finanzierbarkeit gehe es ihm zufolge weniger darum, was man sich leisten kann, sondern eher darum, dass man es sich leisten muss, denn „wenn ich jetzt ein Gebäude errichte, das nicht klimafreundlich ist, muss ich später sanieren, das heißt, ich muss noch einmal Geld in die Hand nehmen“, betont Passer.

Ziele bedingen Denk- und Strukturwandel

Nur mit einem tiefgreifenden Denk- und Strukturwandel seien die Ziele erreichbar, sagt Kromp-Kolb, und auch die Bauwirtschaft müsse bereit sein, aus eingefahrenen Denkmustern auszusteigen, wie das letztlich in allen Branchen und Lebensbereichen Gebot der Stunde sei: „Das ist die Chance, es in eine bessere Richtung zu treiben, und ich glaube, das ist es wert. Wenn wir das wollen und uns wirklich dahinterklemmen, dann können wir das auch schaffen“, so die Klimaforscherin.