Internationale Rettungsübung in Eisenerz
ORF
ORF
Chronik

Wenn in der Steiermark die Erde bebt

Auf dem Erzberg läuft noch bis Samstag die internationale Rotkreuz-Übung „Ironore 2019“. Dabei üben rund 600 Einsatzkräfte aus ganz Europa die Hilfe nach einem Erdbeben in der Obersteiermark.

Übungsannahme ist ein schweres Erdbeben der Magnitude 6,8 im Raum Leoben mit Schwerpunkt Eisenerz mit mehr als 1.000 Toten und Hunderten Verschütteten, dazu sind etwa 4.000 Menschen obdachlos: Da die lokalen Hilfskräfte überfordert sind, werden zusätzliche Hilfsteams aus dem EU-Raum alarmiert. Was sich angesichts der herbstlich-friedlichen Obersteiermark am Freitag, dem ersten Großübungstag, völlig übertrieben anhört, ist in starken Erdbebengebieten wie in L’Aquila, Friaul oder Skopje allerdings ein beängstigend nahes und realistisches Szenario.

Erdrutsch, Zugsunglück und vieles mehr

Im Rahmen von „Ironore 2019“ wird an teils spektakulären Szenarien, etwa in entgleisten Eisenbahnwaggons oder – ursprünglich tatsächlich – einsturzgefährdeten Häusern geübt. Für die Einsatzkräfte soll alles so real wie möglich dargestellt werden, so Übungsleiter Peter Hansak vom steirischen Roten Kreuz: „Es gibt zum Beispiel aufgrund eines Erdrutsches ein großes Zugsunglück, es kommt zu einem eingestürzten Tunnel mit Tunnelbrand, wir haben verschiedene Abbruchhäuser, die umgebaut wurden, sodass Bergemannschaften sich da wirklich durch die Wände und die Mauern kämpfen müssen. Und überall dahinter liegen real Figuranten, die Verletzte darstellen und die eben aus dem Gefahrenbereich gerettet und versorgt werden müssen.“

ORF Steiermark-Reporter Daniel Neuhauser war am Freitag bei der Übung dabei

„Keine Inszenierung auf einem Abenteuerspielplatz“

Der Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes, Gerry Foitik, ergänzt: "Das ist aber keine Inszenierung auf einem Abenteuerspielplatz, sondern einfach nötig, um bestmöglich vorbereitet zu sein, wenn einmal wirklich eine Katastrophe hereinbricht.“

Fotostrecke mit 7 Bildern

Internationale Rettungsübung in Eisenerz
APA/PETER KOLB
Internationale Rettungsübung in Eisenerz
APA/PETER KOLB
Internationale Rettungsübung in Eisenerz
APA/PETER KOLB
Internationale Rettungsübung in Eisenerz
APA/PETER KOLB
Internationale Rettungsübung in Eisenerz
DVRPS/Ironore 2019
Internationale Rettungsübung in Eisenerz
ORF
Internationale Rettungsübung in Eisenerz
Henri FM/Ironore 2019

Das Durchspielen der Abläufe – auch Polizei, Feuerwehr, die Bergrettung und andere Behörden sind eingebunden – sei wichtig, diesmal besonders, weil auch der EU-Katastrophenschutzmechanismus aktiviert wurde: Das Innenministerium schlägt dabei sozusagen in Brüssel Alarm, und aus dem Ausland eilt Hilfe herbei, um den lokalen Kräften vor Ort zu helfen. "Es ist gut und wichtig, das zu üben – weil es Katastrophen geben kann, die ein Land alleine überfordern“, sagt Foitik. Die EU finanziert auch einen Großteil der Übung.

Internationale Rettungsübung in Eisenerz
ORF
Einsatzkräfte aus ganz Europa sind in Eisenerz am Werk

Übungseinsätze mit Datenbrille

Auch die Erprobung neuer, innovativer Tools im Rahmen des Projekts driver+ – wie Apps zum Einbinden von Freiwilligen oder Luftbildern zur Ergänzung der Schadenserhebung – sei ein wichtiges Element. Erstmals werde auch eine spezielle Computersimulation eingesetzt – Eisenerz könne digital einem Erdbeben ausgesetzt werden, erklärt Übungsleiter Hansak: „Es stürzen dann auch Gebäude ein, und der jeweilige Einsatzleiter, der das Erkundungsteam leitet, bekommt eine Datenbrille aufgesetzt, und ohne dass er sich wegbewegt, bewegt er sich in Echtzeit durch das zerstörte Eisenerz.“

Internationale Rettungsübung in Eisenerz
APA/PETER KOLB

Dabei müsse der Einsatzleiter alles, was er wahrnimmt, erfassen und aufgrund dieser Wahrnehmung die entsprechenden Maßnahmen einleiten. „So etwas hat es bis jetzt nicht gegeben, aber wir glauben, dass das die Zukunft ist“, fügt Hansak hinzu. Ziel der Übung ist es laut dem Übungsleiter, dass die Einheiten aus den anderen EU-Ländern die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und Einsatzkräften lernen; zudem soll auch die Zusammenarbeit auf Ebene der Einsatzleitung geübt werden.