Eine Hand massiert eine andere Hand
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Politik

„Pflegebonus“: Experten fordern Alternativen

Die Politik diskutiert über mögliche Finanzierungsmodelle des von ÖVP aufgebrachten „Pflegebonus“. Steirische Experten sehen die wesentliche Herausforderung jedoch vor allem in der Flexibilisierung des Pflegesystems.

Mit dem Vorschlag, einen sogenannten „Pflegebonus“ für pflegende Angehörige einzuführen, bringt die ÖVP zwei Wochen vor der Nationalratswahl das heikle Thema Pflege in die Wahlkampf-Schlagzeilen. Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will etwa, dass es 1.500 Euro jährlich ab Pflegestufe 3 für Angehörige gibt. Die Finanzierung soll über eine Pflegversicherung laufen. Diese widerum wird von der SPÖ, die einen staatlichen Pflegefonds plus Erträge aus Vermögenssteuern vorschlägt, abgelehnt. Auch die FPÖ, die eine 50-prozentige Erhöhung des Pflegegelds ab Stufe 3 fordert, ist dagegen.

Experten fordern neue Pflegeformen

Allein in der Steiermark beziehen mittlerweile mehr als 80.000 Menschen Pflegegeld, österreichweit sind es über 460.000. Drei Viertel von ihnen werden nach wie vor zu Hause gepflegt – von insgesamt mehr als einer Million pflegenden Angehörigen.

Pflegekraft geht neben Person mit Rollator
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Vor allem Konzepte wie Senioren-WGs oder Tagesstätten sollten laut Experten ausgebaut werden

Für Fachleute wie der Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft an der Med-Uni Graz, Christa Lohrmann, greift die politische Streiterei über das Geld viel zu kurz – anstatt über Finanzierungsmodelle sollte ihrer Ansicht nach über flexiblere Angebote und neue Pflegeformen diskutiert werden: „Wie kann ich verschiedene Berufsgruppen zusammenführen, dass wirklich den Angehörigen geholfen wird, und welche anderen Konzepte gibt es“, so Lohrmann.

Besseres Image für Pflege notwendig

Dringend nötig wären auch flächendeckende Informations- und Schulungsangebote für Angehörige, eine Image-Aufwertung der Pflegeberufe, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken sowie mehr mobile Pflegedienste, so die Expertin.

Um das zu schaffen, müsste die Politik endlich in einen echten Dialog mit den Fachleuten eintreten, lautet der dringende Wunsch, so Lohrmann: „Mit der Wissenschaft, mit den Leute in der Praxis reden, diskutieren und nach Lösungen suchen und nicht bestimmen.“