Zunächst schwören sie ewige Treue – danach sind sie erbitterte Feinde, die schließlich doch wieder Seite an Seite kämpfen. Nicht nur Don Carlo und Rodrigo, sondern alle Figuren der Oper erleben auf der Bühne ein Wechselbad der Gefühle: „Da gibt es natürlich Liebe – unmögliche Liebe – aber auch Eifersucht, Angst und eine unfassbar tiefe Einsamkeit“, schildert die für die Inszenierung verantwortliche Jetske Mijnssen.
Die Einsamkeit und mit ihr tief verbundene Melancholie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Verdi-Oper. Dirigentin Oksana Lyniv betont: „Es ist eine der schönsten Opern von Verdi. Die Musik ist sehr dramatisch – man hört etwa die religiöse Welt durch die Chöre und Mönche“ – aber auch südländisch beeinflusste Klänge.
Gefühle zum Hören
Der Zwist in der spanischen Königsfamilie zwischen Don Carlo und seinem Vater Philipp II. ist dabei das zentrale Moment der Oper. Unterstützt durch das schlichte Bühnenbild, die schnörkellose Inszenierung und die düstere Lichtstimmung manifestiert sich der tiefschwarze Grundcharakter der Oper vor allem in der Musik.

„In der Musik hörst du wirklich, was in diesen Figuren vorgeht. Und genau das ist der große Reiz; dass Verdi es geschafft hat, eine ganze Psychologie musikalisch zu vertonen“, verrät Jetske Mijnssen über die Oper, die bis zum 26. Juni 2020 in Graz zu sehen ist.