In 19 Uraufführungen und elf Erstaufführungen hält das „musikprotokoll“ im steirischen herbst sein Ohr an die Ränder Europas – vom Libanon bis nach Marokko.
Opus Magnum von Shugliashvili
Auf den Streifzügen der Ö1-Kollegen durch diese Länder wurden zahlreiche Schätze gefunden – wie etwa die Wiederentdeckung des georgischen Komponisten Mikheil Shugliashvili, der im Jahr 1996 verstarb: Shugliashvili war in Sowjetzeiten unbeachtet und ein musikalischer Revolutionär – zweimal flog er aus dem Konservatorium in Tiflis.
Neben dem Stück „Große chromatische Fantasie“ wird auch sein Opus Magnum aufgeführt, wie Polychronia-Kurator Rainer Elstner erklärt: „Das ist etwas Einmaliges, muss man sagen, hier quasi Musikgeschichte schreiben zu können und einem Komponisten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, der einfach durch die Umstände gezwungen wurde, sein Werk für die Schublade zu schreiben.“
Boosey & Hawkes als Verleger
Zudem gelang es, mit Boosey & Hawkes einen prominenten Musikverlag für Shugliashvilis Werk, das das RSO-Wien aus der Taufe heben wird, zu finden, freut sich Ö1-Musikchefin und „musikprotokoll“-Leiterin Elke Tschaikner: „Ein Stück zu verlegen, kostet viel Geld und ist für den Verlag ein Risiko. Jetzt ist alles gut gegangen, es gibt das Notenmaterial, es gibt die Partituren, und ich wünsche mir so sehr, dass die Musik von Shugliashvilis auch bei anderen Festivals aufgeführt wird – bei den Salzburger Festspielen, zum Beispiel, würde sie super hinpassen.“
„Wichtigster musikalischer Beitrag im steirischen herbst“
Das Festival würde seit 52 Jahren für das musikalische Experiment stehen und ein Aushängeschild sein, so ORF-Landesdirektor Gerhard Koch: „Emil Breisach hat das ins Leben gerufen, und ich durfte ihn noch selbst als Chef kennen lernen. Es ist ein wunderbares Projekt, und ich glaube meines Wissens der wichtigste musikalische Beitrag im Rahmen des steirischen herbstes, und den gilt es fortzusetzen, ganz im Geiste von Emil Breisach.“
Experimentelle Musik
Gleich zur Eröffnung gibt es geballte Nachbarschaft im Dom im Berg – mit bislang ungehörtem Instrumentarium, wie etwa die „SpaceTime Helix“ von Michela Pelusio, wie Kuratorin Susanna Niedermayr erzählt: „Das ist ein opto-akustisches Instrument, dass sie selber entwickelt hat, wo sie anhand eines vom Boden zur Decke gespannten Fadens eine stehende Welle, ich möchte fast sagen, in den Raum zaubert.“
Neben dem Radiosymphonieorchester gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Klangforum Wien, und das Studio Dan bringt Uraufführungen von zehn Komponisten. Insgesamt 180 Künstler wurden nach Graz geladen, um das experimentelle Nebenan sicht- und hörbar zu machen.
Das „musikprotokoll“ in Ö1
Ob live oder zum Nachhören – Ö1 begleitet auch diese Ausgabe des „musikprotokolls“. Zahlreiche Sendungen bilden das Festivalgeschehen ab: So stehen u.a. 16 Ausgaben von „Zeit-Ton“ sowie die Sendungen „Ö1 Radiokunst Kunstradio“, „Das Ö1 Konzert“, „Spielräume Spezial“ und „Ö1 Klassik-Treffpunkt“ auf dem Programm.