Themenbild: Ein Hacker versucht ein Computerpass-Wort zu knacken
APA/dpa/Oliver Berg
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Chronik

Konferenz zu Cyber-Sicherheit in Fürstenfeld

In Fürstenfeld findet derzeit eine Sicherheitskonferenz zum Thema Cyber-Sicherheit im Internet statt. An dieser Veranstaltung nehmen mehr als 2.500 Teilnehmer aus rund 15 Nationen teil. Es geht sowohl um staatliche Cyber-Sicherheit, als auch um private Haushalte.

Das Bundesheer veranstaltet die zweitägige IKT-Sicherheitskonferenz zusammen mit mehreren Industrieunternehmen aus dem IT-Bereich, IT-orientierten FH aus NÖ, OÖ und der Steiermark sowie Forschungseinrichtungen. Die Problematik reiche von der staatlichen Ebene bis in private Haushalte hinein, sagte Heeres-Generalstabschef Robert Brieger am Dienstag.

Das Abwehramt des Bundesheeres rief die Cybersicherheitskonferenz vor 17 Jahren ins Leben, da auch die Sicherheitsexperten des Heeres mit den Sicherheitsgefahren im digitalen Netz noch nicht vertraut waren, betonte Walter Unger, der Leiter des Bereichs Cyber-Defense des Bundesheeres: „Die damals so richtig aufwachsende Technologie auch im Militär war den Sicherheitsbeauftragten eine fremde Welt, die waren ganz im Analogen verhaftet. Man hat gesagt, wir müssen was tun, damit die mehr wissen und mehr Sensibilität für das Thema haben. Das waren damals 40 Teilnehmer, jetzt haben wir 2.500 Angemeldete, davon nur mehr 20 Prozent aus dem Militär. Der Rest aus vielen Unternehmen, Behörden und aus der Wissenschaftslandschaft.“

Jeder Bürger könne vom Thema betroffen sein

Fast 70 Aussteller sind zu dieser Konferenz gekommen. Die internationalen Vortragenden tragen die ganze Bandbreite der Problematik an das Publikum heran. Man könne die Auswirkungen gar nicht scharf genug beschreiben und auch, was zu tun sei, um den Gefahren Paroli bieten zu können, sagte Brieger. Jeder Bürger sei von dem Thema betroffen. „Ich nehme an, Sie alle haben schon einmal den Anhang eines Ihnen verdächtig vorkommenden Mails nicht geöffnet“, sagt Brigadier Rudolf Striedinger, Leiter des Abwehramtes des Heeres, das die Konferenz mit durchführt.

Enge Kooperation mit der Forschung

Die Grundthemen sind aber auch nach 17 Jahren die selben, nämlich: wo lauert die Gefahr von Cyber-Kriminialität und wie kann ich mich davor schützen? Daher arbeitet das Bundesheer bei der Konferenz eng mit der Forschung zusammen, etwa mit Robert Kolmhofer, dem Departmentleiter Sichere Informationssysteme an der Fachhochschule Hagenberg in Oberösterreich: „Ein Cyberangriff durch eine Schadsoftware ist nach wie vor leider ein massives Thema, wo Daten persönlich verschlüsselt werden, wo dann die Meldung am Bildschirm kommt, ‚zahle Bitcoins, dann bekommst du vielleicht ein Passwort‘. Betroffen ist man von der öffentlichen Sicherheit bis in die Privaten hinein“

Konferenz dient zur besseren Vernetzung

„Grundsätzlich zuständig ist das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung im Innenministerium mit dem Cyber Security Center. In strategischer Ausrichtung ist das Bundeskanzleramt zuständig, auch das Außenministerium ist eingebunden, Stichwort Cyber-Diplomacy“, erklärte der Offizier. Cyber-Defence hingegen sei das Thema des Militärs. „Aber das geht nicht allein und abgekoppelt von allem. Sich zu vernetzen ist der Zweck der Konferenz“, sagte der Brigadier. Durch Cyberkriminalität seien beispielsweise schon Milliardenbeträge „erwirtschaft“ worden. Oberst Walter Unger vom Abwehramt sagt, wichtig sei ein Problembewusstsein in allen Chefetagen. „Gegen Gefahren muss man ein starkes Netzwerk entwickeln.“

Niemand ist vor Angriff sicher

„Angegriffen wird alles, was irgendwie erreichbar ist, Banken, Versicherungen, Private – wir haben über 400 Weltmarktführer in Österreichs Wirtschaft. Liegt deren Wissen auf ungeschützten Rechnern, muss man von einem Angriff ausgehen. Weltweit haben Nachrichtendienste den Auftrag, für die jeweilige nationale Wirtschaft zu arbeiten. Und seit den US-Wahlen weiß man, dass fremde Mächte demokratische Prozesse zu beeinflussen versuchen,“ sagt Oberst Walter Unger. Aber die österreichische Cyberfamilie arbeite mittlerweile gut zusammen. Es gehe auch darum, europäisch besser zu werden und nicht auf andere große Player im Cyberraum angewiesen zu sein.

Auch Vertreter von Botschaften zu Gast

Gefährlich seien auch Angriffe auf kritische Infrastruktur, wobei man in Österreich im Gegensatz zu Deutschland noch nicht ganz genau deren Zahl erfasst habe. Cyberattacken richteten sich z. B. in Deutschland vor allem gegen die E-Wirtschaft. Die Veranstaltung werde jedenfalls zusehends verstärkt wahrgenommen – etliche Attaches der Botschaften seien zu Gast.

Vorbereitung auf Wettkämpfe in Rumänien

Gleichzeitig finden in Fürstenfeld die Ausscheidungsbewerbe der „Cybersecurity Austria“ statt. Zehn Teilnehmer werden Österreich bei den internationalen Cyber-Sicherheits-Wettkämpfen nächste Woche in Bukarest vertreten. Der Wettbewerb sei vor zehn Jahren konzipiert worden, Institutionen wie die HTL Kaindorf, FH Joanneum oder TU Graz stellen einige Teilnehmer. Das Anliegen der Veranstaltung sei es auch, in der Bevölkerung Bewusstsein zu entwickeln. „Wir sind in allen Schulen Fürstenfelds mit Fachvorträgen präsent“, sagte Joe Pichlmayer von Cybersecurity Austria.