Präsentation „Talents for Europe“  der steirischen Wirtschaftskammer
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WKO: Pilotprojekt gegen Fachkräftemangel

Mit dem Pilotprojekt „Talents for Europe“ wollen steirische Unternehmen gegen den Fachkräftemangel ankämpfen. Im Rahmen des Projekts ermöglichen sie es, Lehrlingen aus Spanien – also künftigen Fachkräften aus dem Ausland – nach Österreich zu kommen.

„Talents for Europe“ wurde am Dienstag von der Wirtschaftskammer vorgestellt. Die ersten acht Lehrlinge aus Spanien kommen Ende November und werden ab diesem Zeitpunkt in Installateurs- und Elektro-Technik-Betrieben in Graz und in Graz-Umgebung arbeiten. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt derzeit bei mehr als 30 Prozent.

Defizit von über 50.000 Fachkräften bis 2030 erwartet

Rund 20.000 Fachkräfte fehlen derzeit in der Steiermark, sagt der Präsident der steirischen Wirtschaftskammer Josef Herk und die Prognosen sehen düster aus: „In den nächsten Jahren werden pro Jahr 11.000 Personen aufgrund demografischer Entwicklung aus dem Arbeitsmarkt rausfallen – bis 2030 rechnen wir mit weit über 50.000 fehlenden Fachkräften nur in der Steiermark“, so Herk.

Der Leidensdruck sei also groß, denn die Auftragsbücher seien voll und den heimischen Betrieben fehlen die Fachkräfte, um diese Aufträge abarbeiten zu können, sagt der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Hermann Talowski. Besonders prekär sieht die Lage bei Elektrotechnikern und Installateuren aus. Im September gab es laut Talowski 391 offene Stellen für Installateure, und nur 50 gemeldete Arbeitslose für diesen Beruf.

Verpflichtender Deutschkurs vor Programmstart

Die ersten acht Lehrlinge würden aus Teneriffa kommen, sagt Talowski: „Wir haben vor einigen Monaten eine Delegation in Spanien gehabt, wo wir nun junge Menschen, die eine Ausbildung haben, nach Österreich holen und die hier die Ausbildung vertiefen in Form der Lehre.“

Die Lehrlinge würden in das zweite Lehrjahr einsteigen und mit einer Lehrabschlussprüfung nach zweieinhalb bis drei Jahren abschließen. Bevor sie aber nach Österreich kommen können, müssen die Spanier das B1-Sprachniveau in Deutsch erreicht haben, so Talowski.

Fortsetzung des Projekts geplant

Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk hofft, dass die Spanier nach ihrer Ausbildung in Österreich bleiben: „Das Projekt ‚Talents for Europe‘ ist natürlich ein Pilotprojekt. Wir schauen natürlich ganz genau, wo gibt es in Europa Regionen, wo eine hohe Jugendarbeitslosigkeit ist und wo gibt es auch die Bereitschaft, eine Ausbildung in Österreich durchzuführen.“ Nächstes Jahr sollen bereits 150 jugendliche Fachkräfte aus Spanien nach Österreich kommen.