Das Logo der Firma Osram
ORF
ORF
Wirtschaft

Osram-Übernahme: ams stößt wieder auf Widerstand

Der steirische Chip- und Sensorhersteller ams muss auch bei seinem zweiten Anlauf zur Übernahme von Osram mit Gegenwind rechnen: Die deutsche Gewerkschaft IG Metall kündigte am Wochenende weiter massiven Widerstand an.

Ams-Chef Alexander Everke hatte am Freitag ein erneutes Übernahmeangebot für Osram angekündigt, das Ende des Monats offiziell vorgelegt werden soll, bis dahin soll auch die Kooperationsvereinbarung mit Osram „aktualisiert“ werden. Dann haben die Osram-Aktionäre vier Wochen Zeit, das Angebot anzunehmen.

In der Höhe – 41 Euro je Aktie, insgesamt 4,6 Mrd. Euro einschließlich Schulden und Pensionslasten – ist es unverändert zu dem Offert, mit dem das Unternehmen aus Premstätten bei Graz erst vor zwei Wochen gescheitert war – mehr dazu in Ams mit Osram-Übernahme gescheitert (4.10.2019) –, nur die Mindestannahmeschwelle wurde auf 55 Prozent gesenkt. Da ams bereits fast 20 Prozent an Osram hält, müsste es so nur noch 35 Prozent einsammeln. Vor zwei Wochen hatten sie mit einer Annahmequote von 51,6 Prozent die damalige Hürde von 62,5 Prozent verfehlt.

Neue Bietergesellschaft gegründet

Ams macht sich dabei eine Lücke im Übernahmegesetz zunutze: Normalerweise muss ein Bieter nach einem gescheiterten Offert zwölf Monate warten, bis er einen erneuten Anlauf nehmen darf, damit das Übernahmeziel sich wenigstens vorübergehend wieder aufs operative Geschäft konzentrieren kann. Der Chiphersteller gründete aber mit der ams Offer GmbH einfach eine neue Bietergesellschaft – das erste Angebot hatte ams offiziell über eine „Opal BidCo“ vorgelegt. Die IG Metall spricht hier von „Trickserei“.

Die Österreicher hoffen darauf, dass Osram-Chef Olaf Berlien ihnen nun die Türen öffnet: Er hatte seinen ams-Kollegen Everke zu Gesprächen über mögliche Kooperationen eingeladen. „Unser neues Angebot könnte stärker vom Osram-Management unterstützt werden. Dazu werden gerade Gespräche geführt, die sehr konstruktiv verlaufen“, erklärte ams auf der für die Offerte geschalteten Homepage.

Gewerkschaft: „Feindliche Übernahme“

Die Gewerkschaft IG Metall wertet den erneuten Versuch aber weiter als „feindliche Übernahme“: „Es entsteht der Eindruck, dass sich ams total verrannt hat und dadurch bereit ist, unkalkulierbare Risiken einzugehen“, erklärte der Gewerkschafter und Osram-Aufsichtsrat Klaus Abel, „das aus unserer Sicht insgesamt sehr unprofessionelle Vorgehen unterstreicht unsere Skepsis im Hinblick auf die Fähigkeit des ams-Managements, ein so großes Unternehmen wie Osram erfolgreich zu integrieren“. Die IG Metall werde sich weiterhin „einer Übernahme in dieser Art und Weise“ widersetzen.

Die Gewerkschaft fürchtet de facto eine Zerschlagung von Osram, weil sich ams nicht für das Digital-Geschäft – den Hoffnungsträger für die Zukunft – und andere Teile von Osram interessiert. Weitergehende Standort- und Arbeitsplatzgarantien, wie sie die Gewerkschaft fordert, hat ams-Chef Everke bisher nicht gemacht.