Secop Produktionsstätte Fürstenfeld
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Wirtschaft

Secop: Schock und Empörung groß

Dass der Kompressorenhersteller Secop in Fürstenfeld seine Produktion einstellt, ist am Dienstag unerwartet gekommen. In der Region ist der Schock, in der Landespolitik die Empörung groß. Der Betriebsrat fordert eine Rückabwicklung des kürzlichen Verkaufs.

Dass die Kompressoren-Produktion in Fürstenfeld nun auf einmal zugesperrt wird und 250 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, sei bestürzend, sagt der Fürstenfelder Bürgermeister Franz Jost: „Ja, das ist ein Faustschlag ins Gesicht unserer Stadt und unserer Region, und die Hand, die dazu ausgeholt hat, trägt nicht nur die Farben des Konzerns, sondern auch die Farben der europäischen Wettbewerbskommission. Es trifft fleißige Menschen und Familien, und es zeigt sich, dass bestimmte Konzerne trotz politischer Intervention unberechenbar sind, und eigentlich bin ich sehr schwer enttäuscht.“

32 Mio. Euro zur Standortsicherung

Der Vorbesitzer, der Nidec-Konzern, musste das Werk verkaufen, da er ein anderes Werk in Brasilien übernehmen wollte und er laut EU-Kommission sonst eine zu große Marktmacht bekommen hätte; zusätzlich musste der Vorbesitzer für den neuen Besitzer etwa 32 Millionen Euro zur Standortsicherung für das Werk hinterlegen – Geld, das nun bei der EU liege und doch eigentlich für Fürstenfeld gedacht sei, so Jost. Was mit den Millionen weiter passiert, wenn die Produktion jetzt geschlossen wird, ist offenbar unklar.

Eibinger-Miedl und Kampus fordern EU-Reform

„Das geltende EU-Wettbewerbsrecht hat den Verkauf des Fürstenfelder Standortes von Nidec an Secop erzwungen. Hier braucht es dringend eine Reform, die das Wohl der Menschen in den Regionen im Fokus hat“, meinten in diesem Zusammenhang auch Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) und Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Es gelte zu prüfen, inwieweit die getroffene Entscheidung den Auflagen, die die Wettbewerbsbehörde dem neuen Eigentümer beim Kauf erteilt hat, entspricht. „Nun muss Brüssel zu seiner Verantwortung stehen und die Einhaltung von Auflagen auch konsequent überprüfen“, so Eibinger-Miedl und Kampus.

Betriebsrat fordert Rückabwicklung

Der Betriebsrat fordert eine Rückabwicklung des Nidec-Deals. Nidec solle den Standort Fürstenfeld wieder übernehmen, meint Betriebsrat Gerald Weber: „Das verlange ich schon deshalb, weil wir erstens informelle Informationen haben, dass Nidec offensichtlich noch bereit wäre, natürlich weiß ich nicht, wie lange das aufrecht bleibt. Zweitens habe ich die Einschätzung – das ist meine persönliche Meinung – dass Orlando (die Kaptitalgesellschaft, die hinter Secop steht, Anm.) von Beginn an nie ernsthaftes Interesse gehabt hat, unseren Standort mittelfristig weiterzuführen.“

Es sei „komplett das Gegenteil der Auflagenseite von der EU-Behörde, deshalb muss eine Rückabwicklung zu Nidec möglich sein, da muss die EU einlenken, das dürfen wir uns nicht gefallen lassen“, so Weber weiter. Die Gewerkschaft werde alle legal zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, wenn das Ziel nicht auf andere Weise erreicht werden könne, zeigt sich der Betriebsratsvorsitzende kämpferisch. Die Gewerkschaft PRO-GE kündigte zudem an, gemeinsam mit dem Betriebsrat für einen raschen Sozialplan kämpfen zu wollen.

Ministerin für neues Wettbewerbsrecht

„Es schmerzt mich ganz besonders, weil wir schon seit langer Zeit innerhalb der Kommission, innerhalb der EU aufzeigen, dass dieses Wettbewerbsrecht nicht mehr zeitgemäß ist. Die EU darf sich nicht selbst fesseln. Die Zielsetzung muss es sein, dass es innerhalb von Europa möglich ist, auch größer Einheiten zu schaffen, die dann schlagkräftig genug sind, um Übernahmen von außerhalb der EU zu verhindern“, meint Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl.

Innerhalb eines Jahres gehen in der Region 370 Arbeitsplätze verloren – 40 Prozent der derzeit Arbeitssuchenden sind über 50 Jahre alt.

Arbeitsstiftung geplant

Für die Menschen in der Region sei die Schließung ein schwerer Schlag, sagt jedenfalls auch Margarethe Hartinger vom AMS Fürstenfeld: „Es war überraschend, vor allem im heurigen Jahr, wo wir gerade eine große Insolvenz im Februar gehabt haben mit der Firma Borckenstein, ist es natürlich für die Region ein zusätzlicher großer Schlag, wenn die Firma Secop ihre Produktion verlagert.“

Vom Secop-Pressesprecher Paul Trummer heißt es, die Produktion in Fürstenfeld würde monatlich Verluste machen, und Hauptkunden hätten angekündigt künftig weniger abzunehmen. Am kommenden Montag werde es zu einem Treffen mit dem Betriebsrat kommen und demnächst seien auch Gespräche mit dem AMS wegen einer möglichen Arbeitsstiftung geplant.

Pesserl: „Ein Schlag ins Gesicht“

AK-Präsident Pesserl sprach von einer „Bombe“, die das Management in Fürstenfeld habe platzen lassen: Oberste Priorität habe die Existenzsicherung der betroffenen Mitarbeiter und deren Angehörigen. Er forderte Bundes- und Landespolitik auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die mit der bis August 2020 avisierten Teilschließung verbundenen Kündigungen aufzufangen. Pesserl rief in Erinnerung, dass bei der Übernahme „der langfristige Bestand des Standortes Fürstenfeld in Aussicht gestellt worden war. Jetzt, nach nur einem halben Jahr überfallsartig die Produktion von Fürstenfeld in die Slowakei zu verlagern, ist ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Familien“, so Pesserl.

FPÖ-Chef Mario Kunasek sprach von einer „großen Herausforderung“ für den Wirtschaftsstandort Steiermark: „Es gilt nun alle Kräfte zusammenzuziehen, um den rund 250 betroffenen Mitarbeitern schnellstmöglich eine neue berufliche Perspektive zu bieten. Das AMS sollte in diesem Fall auch aktiv vom Sozialressort des Landes sowie dem Sozialministerium unterstützt werden, um möglichst umfassende Hilfestellung zu leisten.“