Polizei, Polizist
ORF.at/Christian Öser
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Chronik

Gammelfleisch: Betriebsleiter verhaftet

Bei einer Razzia in einem südsteirischen Schlachtbetrieb ist am Dienstag der Betriebsleiter festgenommen worden. In dem Betrieb soll Fleisch, das eigentlich zur Tierkörperverwertung gehört hätte, verarbeitet worden sein.

Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der „Kronen Zeitung“: Laut diesem wurde die Razzia samt Hausdurchsuchung am Dienstag vollzogen und der Verdächtige festgenommen. Er soll sich nicht geständig gezeigt haben.

Fleisch für Tierkörperverwertung verarbeitet

„Der Verdacht besteht darin, dass hier Fleisch, das nicht mehr genusstauglich ist, sondern vom Amtstierarzt bei der Schlachtung für die Tierkörperverwertung vorgesehen war, entgegen dieser Begutachtung noch in Verkehr gesetzt und weiterverarbeitet wurde“, sagte Bacher. Auch wurde eine größere Menge Fleisch beschlagnahmt, da Betrugsverdacht vorliegt. Unklar ist noch, ob das verarbeitete Fleisch gesundheitsschädlich ist – die Untersuchungen wurden gerade erst eingeleitet, so Bacher.

Titschenbacher: Restlose Aufklärung dieses Einzelfalles

„Ich verurteile die Machenschaften eines steirischen Schlachthofes auf das Schärfste und fordere eine restlose Aufklärung dieses Einzelfalles. Es darf keinen Platz für schwarze Schafe geben“, sagte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher am Mittwoch in einer ersten Reaktion. „Die heimischen Bauern ziehen unter höchsten Qualitätsstandards und strengsten Kontrollen ihre Tiere auf. Wir erwarten zum Schutz der Konsumenten und der Bauern, dass die nachfolgenden Glieder der Produktionskette ordentlich und gesetzeskonform arbeiten.“

Tierschützer hatten Betrieb schon 2015 im Visier

Laut dem Artikel hatte bereits 2015 der Verein gegen Tierfabriken (VgT) – neben sieben anderen steirischen Schlachthöfen – auch jenen angezeigt, in dem am Dienstag die Razzia durchgeführt wurde; der mittlerweile verhaftete Betriebsleiter soll damals Besserung versprochen haben.

Das Land kündigte außerdem schärfere Kontrollen an: Er habe den Veterinärdirektor beauftragt, die Kontrollen zu verschärfen, so der zuständige Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) damals, und tatsächlich gab es Nachschulungen in puncto Tierschutz sowie Verwaltungsstrafen.

FPÖ fordert Aufklärung

Die FPÖ forderte am Mittwoch in einer Aussendung eine „vollständige politische Aufklärung des Fleischskandals“. Sie kündigte Anfragen an Gesundheitslandesrat Drexler sowie Innen- und Justizminister an. Konkret möchten die Freiheitlichen wissen, in welchen Regionen die Produkte des Schlachthofes vertrieben wurden, welche Gefahren bei Verzehr der Waren bestehen könnten, aber auch, ob es bereits in der Vergangenheit konkrete Verdachtsmomente gegen besagten Schlachthof gab, und falls ja, warum diesen nicht nachgegangen wurde.