Frau hält sich Hände vor das Gesicht – Gesundheit – Mobbing – Psyche
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Soziales

Mobbing: funktionierendes System wichtig

Eine aktuelle Studie der AK Steiermark hat gezeigt, dass bereits mehr als jedes dritte Kind von Mobbing und Gewalt betroffen ist. Schulen müssen eine klare Haltung gegen Gewalt und Mobbing einnehmen, betont die steirische Schulpsychologin Ulrike Moser.

Demütigungen, die Verbreitung falscher Tatsachen oder auch soziale Isolation – diese und mehr Gemeinheiten bezeichnet man als Mobbing.

„Null Toleranz gegen Gewalt“

Die steirische Schulpsychologin Ulrike Moser von der Bildungsdirektion Steiermark sagt, dass beim Thema Mobbing den Lehrern und den Direktoren eine entscheidende Rolle zukommt: „Wir arbeiten nicht nur auf der persönlichen Ebene mit dem Täter mit dem Opfer mit dem Unterstützungssystem, sondern auch auf der Klassenebene parallel und zusätzlich auch auf der Schulebene.“

Die Schule sollte dabei eine ganz klare Haltung einnehmen, so Moser: „Null Toleranz gegen Gewalt, gemeinsam vorgehen gegen das System und das Sichtbarmachen von den Unterstützungssystemen, die ich vor Ort habe.“

Soziale Isolation oder Unwohlsein als mögliche Symptome

Schüler, die gemobbt werden, würden im Laufe der Zeit eine Verhaltensänderung zeigen,erklärt Moser: „Es gibt einen Unterschied zwischen dem Verhalten, das Eltern von ihren Kindern kennen und dem was dann gezeigt wird.“

Anzeichen dafür können etwa sein, dass das Kind sich sozial zurückzieht, Bauch- oder Kopfschmerzen in der Früh hat, so die Schulpsychologin. Sie rät in so einem Fall, dass Eltern mit ihrem Kind sprechen, mit dem Kind im Dialog bleiben und sofort mit der Schule Kontakt aufnehmen.

Unterstützungssystem an Schulen bedeutend

„Ganz wichtig ist, dass jeder Schulstandort ein Unterstützungssystem hat, dass sich professionell um diese Problematik kümmert.“ Wichtig wäre laut Moser ein Gewaltpräventionsteam, das aus Lehrern, Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern besteht. „Und wenn dieses System im schulischen Kontext sichtbar gemacht wird, können sich Schüler dorthin wenden. Und dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mobbing auftritt, geringer“, so Moser.

Mobbing und Sachbeschädigungen gehören zum Schulalltag

An Schulen nimmt dieser Umgang, wie eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer am Montag zeigte, offenbar zu. Konkret befragt wurden 512 steirische Schüler, rund die Hälfte aus der Volksschule, der Rest aus Neuer Mittelschule und AHS-Unterstufe. Zwei Drittel der Schüler würden Mobbing und Cybermobbing – also persönliche Schikanen übers Internet – oft schon mehrmals im Monat bemerken, und ein Drittel sei in irgendeiner Art direkt betroffen.

Ein alarmierendes Ergebnis, sagt Studienautorin Claudia Brandstätter: „Nicht nur, dass Mobbing und Cybermobbing an enormer Bedeutung gewonnen haben und fast täglich im Alltag vorkommen, sondern, es ist auch bemerkbar, dass plötzlich auch Gewalt, körperliche Gewalt bzw. Sachbeschädigung zum Schulalltag dazugehören.“ Zudem würden immer jüngere Menschen zu Tätern bzw. Opfern werden. In der Folge wurden auch Experten befragt, welche Lösungen nötig seien, so Brandstätter: „Die Experten sind sich einig, das Thema muss so ernst genommen werden, dass Prävention im Schulalltag passiert und dass bestimmte Themen und Gegenstände hier auch stattfinden.“

Folgen bis ins Erwachsenenalter möglich

Auch AK-Präsident Josef Pesserl spricht von einem alarmierenden Ergebnis: Es brauche bereits in Kindergärten und Schulen Präventionsprogramme und auch mehr Zeit für das Thema.

Die Folgen von Mobbing würden jedenfalls bis weit ins Erwachsenenalter reichen, denn es sei nachgewiesen, „dass Kinder, die von Mobbing betroffen sind, im Erwachsenenalter ein sechsmal so hohes Risiko haben, an schweren Krankheiten zu leiden oder psychische Erkrankungen zu entwickeln, und ich denke, das ist schon alarmierend genug“, betont Pesserl.

AK plant Maßnahmenpaket

Damit Betroffene mit der Situation nicht alleine gelassen werden, will die AK ihr Unterstützungsangebot weiter ausbauen: Anfang Dezember will man sich mit Experten zusammensetzen, um ein Maßnahmenpaket auszuarbeiten; in der Folge sollen Seminare und Kurse zum Schutz gegen Mobbing für Schüler, Lehrer und Eltern angeboten werden.

Fachtagung zum Thema Mobbing

Zudem fand letzte Woche eine internationale Fachtagung zum Thema Mobbing statt, bei der führende Forscher aus Österreich, Deutschland und Großbritannien ihren aktuellen Wissensstand und die daraus resultierenden Handlungsanleitungen präsentierten.

"Wie sehr das Thema unter den Nägeln brennt, zeigt nicht nur die heute präsentierte Studie der Arbeiterkammer, sondern auch das große Interesse an der Fachtagung vorige Woche“, so die Organisatorin der Fachtagung, Bildungslandesrätin Ursula Lackner.

Die Mobbing-Anlaufstelle ist unter der Telefonnummer 0676/8666-3131 oder unter mobbing@stmk.gv.at zu erreichen.

Anlaufstelle bietet Hilfe bei Mobbing

Bereits im Mai dieses Jahres initiierte Lackner in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft eine Mobbing-Anlaufstelle, die gleichermaßen für akute Fälle von Mobbing Hilfe bietet und auch präventive Maßnahmen gegen Mobbing entwickelt und umsetzt.

Frühzeitig Hilfe zu holen, sei bei Mobbing bedeutend. Die Anlaufstelle sollte daher bereits bei einem ersten Verdacht kontaktiert werden, unabhängig davon, ob man selbst zum Opfer wird oder ein Beobachter von Mobbing ist, so Lackner. „Je früher man Hilfe organisiert, desto effektiver kann eingegriffen werden“, betont die Bildungslandesrätin.