Synagoge Graz
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Religion

Jüdische Gesellschaft fordert mehr Toleranz

Antisemitismus ist europaweit im Vormarsch. Österreichweit gebe es durchschnittlich rund 500 Angriffe jährlich auf Juden. Auch in der Steiermark spüre man deutlich, dass Antisemitismus wieder zunehme.

Sogenannte „Einzelfälle“ – Stichwort FPÖ-Liederbuchaffäre – würden sich zu einer Gesamttendenz entwickeln: Es brauche wieder mehr Toleranz und bedingungslose Solidarität mit jüdischen Mitbürgern, fordert die „Gesellschaft der Freunde der Jüdischen Gemeinde Graz“. Es sei immer hoffähiger geworden, bestimmte Vokabulare zu verwenden, gewisse Grenzen zu überschreiten und Dinge zu marginalisieren, betont Professor Otto Hochreiter, Leiter des GrazMuseums.

„Das ist doch wirklich skandalös“

Zur steirischen Liederbuch-Affäre sagt Hochreiter: „Natürlich muss man sagen, die neueste Liederbuch-Affäre ist davon geprägt, dass im Jahr 2005 eine Grazer Burschenschaft das produzierte. Das ist nicht aus der dumpfen Nachkriegszeit oder gar aus der Zwischenkriegszeit oder der Nazizeit übrig geblieben, sondern das ist im Jahr 2005 als Geschenk in einer relativ hohen Auflage produziert worden – das ist doch wirklich skandalös.“

Internet als Brandbeschleuniger

Über das Internet würden sich in Foren linke und rechte Aktivisten in ihrem Juden-Hass vereinen – Einzeltäter gebe es nicht. Auch die Popkultur mit dem Deutsch-Rap trage zu Antisemitismus bei, so Hochreiter: „Es ist eine sehr gefährliche Tendenz, dass interessanterweise gerade die Popkultur und das Internet es geschafft haben, Ultrarechts, Ultralinks und Islamismus zur Bekämpfung eines gemeinsamen Feindbildes, nämlich dem Juden, zusammenzuführen.“ Gefordert werden daher neue Online-Tools und besser ausgebildete Polizisten zur Bekämpfung der Internetkriminalität.

Die Ephrussis sind zurück in Wien

Seit einem Jahr ist er als Leihgabe wieder in Wien: „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ – bekannt durch Edmund de Waals gleichnamigen Roman, der darin das Schicksal seiner Familie, der großbürgerlichen Ephrussis, nachzeichnet. Ebendies versucht die Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“, die ab Mittwoch im Jüdischen Museum gezeigt wird – mehr dazu in Die Ephrussis sind zurück in Wien (news.ORF.at).